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Eine Stimme, wie man sie selten hört in deutschen Filmen

Man musste sie nicht sehen, um sie zu sehen. Es reichte, sie zu hören. Hannelore Elsner hatte eine Stimme, wie man sie selten hört auf deutschen Bühnen und in Filmen. So voll und warm und kräftig, sie brauchte nicht zu schreien, um sich Gehör zu verschaffen. Hannelore Elsner beherrschte seit jeher das, was heute als moderner Führungsstil gilt: Autorität verschaffen durch ruhiges, tiefes Sprechen. In ihrer Stimme schwang Anmut genauso wie Standfestigkeit mit. Kein Wunder, dass eine Frau mit einer solchen Stimme vor allem die großen gebrochenen Rollen spielte. Nie die hysterischen, immer die Erhabenen, die Autoritäten. Die versoffene Alt-Hippie-Dame in Lars Kraumes „Familienfest“, die reuige Rabenmutter in Matti Geschonnecks „Ein großer Aufbruch“ – um nur zwei ihrer jüngeren Fernseherfolge zu nennen.

Und es ist auch kein Wunder, dass eine Frau mit einer solchen Stimme auch hinter den Mikrofonen saß. Sie las Kinderbücher und Märchen, Krimis und Briefe an Erika und Klaus Mann. Und selbst wenn sie „nur“ für eine Umweltkampagne die Mutter Natur sprach – wenn sie da sagt: „Ich bin die Natur … Ich bin hier, seit Jahrmillionen“, wie konnte man dann anders, als Elsner genau das abzunehmen? Anne Fromm