Die Wahrheit: Europa ist das Beste!

Ein wichtiger Essay über ein noch wichtigeres Thema unserer allerwichtigsten Zeit: Europa, Europa, Europa …

Ein Mann zerrt an einer riesengroßen Europafahne

Lasst uns bei der Wahl Europas Sterne vom Himmel holen! Foto: reuters

Am 26. Mai 2019 ist es wieder so weit: Europa geht zur Urne! Alle Deutschen sind als gute Europäer aufgerufen, dem Europaparlament der Europäischen Union innerhalb Europas als der besten und einzigen Vertretung der Europäer innerhalb der Europäischen Union ihre Stimme zu geben. Das ist wichtig!

Dass die Bürger Europas Europa wählen, ist aber nicht nur wichtig, sondern auch notwendig, und zwar gerade jetzt, wo eine Wahl zur Wahl steht: eine für Europa und eine gegen Europa. Aber nur eine Wahl für Europa ist eine Wahl für ein starkes Europa, das von den Bürgern getragen, bejaht und willkommen geheißen wird, ein starkes Europa, dem die Bürger vertrauen und das sie annehmen und vollstrecken!

Dazu ist am 26. Mai Gelegenheit, und das ist gut so. Auch der Bürger muss sich äußern und seine Liebe zu Europa voll ausdrücken dürfen, denn wir leben in einer Demokratie – auch und gerade an diesem Tag, dem einzigen in fünf Jahren, an dem der Bürger in freier Wahl die Wahl hat, für Europa zu stimmen und zu verhindern, dass Europa nicht länger Europa ist.

Nur ein im Europaparlament stark vertretenes Europa kann als Vertretung, Sprachrohr und Tummelplatz ausgewählter europäischer Bürgerinnen und Bürger dafür sorgen, dass das Europäische Parlament im Rahmen der Europäischen Union wie immer stark beachtet und gemocht wird und im Umgang mit der Europäischen Union und ihren Mitgliedsländern so stark ist, dass es durchaus Stärke zeigt und präsentiert. Und zwar qua Europaparlament, das im Sinne aller echten Europäer in der Europäischen Union akzeptiert und sehr gut anerkannt ist!

Starker Partner Europa

Und nicht vergessen: Nur eine starke Europäische Union wird im Namen Europas als starker Partner seiner weltweiten Partner geachtet und so respektiert, wie es das seitens seiner Partner verdient und Anspruch darauf hat. Vertreten werden kann dieses Europa allein durch eine allen Menschen aufgeschlossene Europäische Union in Geschlossenheit, wozu es auch eines Europaparlaments im Rücken bedarf, von dem der ganze Bürger vertreten und begrüßt wird.

Auch nicht vertreten, pardon, nicht vergessen: Die Europäische Union vertritt nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Europäer auf diesem Globus, und es gibt nur den einen. Auf ihm hat deshalb auch das Europaparlament einen guten Platz, seinen. Es steht der Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat hilfreich zur Seite und hilft ihnen, im Konzert der Institutionen Europas Europas Bürgern eine Stimme zu geben, seine. Die auch gehört und goutiert wird, denn in einer Demokratie hat das Volk es verdient, mitzureden!

Apropos mittreten, pardon, mitreden. Die Stimme des Bürgers ist wichtig! Er darf, anders als in undemokratischen Staaten, frei reden, und er redet nicht in den Wind, sondern im Europäischen Parlament. Hier darf der Bürger wollen, was er will, und willen, was er woll! Dafür stehen die Europäische Kommission und die Regierungen der Mitgliedsländer der Europäischen Union innerhalb Europas gerade. Ihnen gebührt dafür volles Vergessen, pardon: Vertreten, nein: Vertrauen. Und zwar das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger ins schon mehrmals genannte, gelobte und vertretene Europaparlament.

Europa als Majestät

Apropos Europaparlament! Um die Gemeinschaft der Europäer zu festigen und ganz Europa vorzuführen, stehen am Wahltag (26. Mai!) keine länderübergreifenden Parteien in Europa zur Wahl, sondern jedes Land der Europäischen Union schickt und beauftragt seine ganz eigenen Europäer und Europäerinnen in das Europaparlament, denn Europa als Ganzes muss immer ein Europa seiner Teile sein, seiner Diversität und Plurität in Majestät.

Das ist auch gut so, weil es richtig ist – und es falsch wäre, wenn nur europaweite Parteien an europaweiten Wahlen teilnehmen dürften, denn das wäre falsch. Gerade die Nationalisten aller Länder würden doch in einer einzigen Europapartei früher oder später übereinander herfallen, und gehört es sich in einer Demokratie, die Konflikte friedlich löst, übereinander herzufallen, statt Konflikte friedlich zu lösen, wie es sich gehört? Auch wenn diesmal, wo die Zukunft der Europäischen Union auf dem Spiel steht, europaweit etwas auf dem Spiel steht?

So aber stehen nun bei dieser Wahl genau zwei Extreme zur Wahl. Wird die radikale Rechte Erfolg haben? Oder wird wie immer die radikale Mitte das Rennen machen? Und wenn beides eintritt: Wird dann die erwartbar große radikale Mehrheit sich vor einer kleinen rechtsradikalen Minderheit zähneklappernd die Ohren zuhalten und in die Büsche schlagen, Straßburg und Brüssel auf­geben und den Guerillakrieg aufnehmen, Europa verloren geben und sich am besten gleich selber umbringen?

Nö. So wichtig ist dieses Europaparlament ja nicht.

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kari

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