CDU-Kreisverbandschef über Merkel: „Sie steht jederzeit zur Verfügung“

Kommunalwahlkampf ohne Angela Merkel? In ihrem Wahlkreis schwer vorstellbar. Der Chef des dortigen Kreisverbands setzt daher weiter auf ihre Unterstützung.

Angela Merkel steht vor einem Aquarium

Auch im Wahlkampf abgetaucht? Merkel 2012 im Ozeaneum Stralsund, das in ihrem Wahlkreis liegt Foto: reuters

taz: Herr Liskow, Angela Merkel will für die CDU nicht mehr wahlkämpfen. Wie sehr bedauern Sie das? Immerhin stehen bei Ihnen Kommunalwahlen vor der Tür.

Liskow: Natürlich ist es für uns ein Einschnitt, wenn auch kein überraschender. Frau Merkel hat immer gesagt, dass sie hauptsächlich in ihrer Funktion als Parteivorsitzende den Wahlkampf unterstützt. Insofern war für uns klar, dass es so kommt. Auch wenn wir natürlich wissen, dass sie uns als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete weiter unterstützen wird.

Das heißt, in ihrem Wahlkreis macht sie eine Ausnahme? Was ist geplant?

Ich gehe davon aus, dass sie vielleicht ein, zwei Termine mit uns als Bundestagsabgeordnete machen wird. Bislang gibt es aber noch keine genauen Absprachen, auch größere Veranstaltungen sind nicht geplant. Letzte sind bei der Kommunalwahl ohnehin eher unüblich. Wir haben über 600 Kandidaten im Landkreis, da kämpft jeder für sich. Eher kann ich mir daher kleinere Formate mit Frau Merkel vorstellen. Zum Beispiel haben wir mal eine Wissenschaftskonferenz in Greifswald gemacht. Wir sind traditionell im engen Kontakt zum Abgeordnetenbüro von Frau Merkel. Wir wissen: Wenn wir Unterstützung brauchen, steht sie jederzeit zur Verfügung. Als Abgeordnete vor Ort ist sie immer gekommen, so auch im letzten Jahr, als hier Landratswahlen stattfanden.

Manche in der ostdeutschen CDU sind angesichts der anstehenden Landtagswahlen ganz froh, dass sich Merkel aus dem Wahlkampf heraushält. Wie ist die Stimmung in Ihrem Kreisverband: Ist Merkel eher Bonus oder Malus?

Bei uns war Merkel immer ein Bonus. Sie ist hier beliebt und wirkt in unserer Region seit 29 Jahren politisch. Sie hat uns immer bundespolitischen Glanz verliehen und uns bei größeren Prestige-Projekten wie der Rügenbrücke stets Rückenwind gegeben.

Trotzdem müssen Sie spätestens zur kommenden Bundestagswahl ohne diesen Kanzlerinnen-Bonus auskommen. Schmerzt das nicht?

Ohne Frage schmerzt das. Sie ist die bekannteste und einflussreichste Bundespolitikerin. Wenn man die Kanzlerin vor Ort hat, macht das auch die Region bekannter. Allein, wenn man an den Besuch von George W. Bush im Jahr 2006 denkt. Aber die Ämter werden nun mal auf Zeit vergeben. Frau Merkel hat sich entschieden, 2021 nicht mehr zu kandidieren. Und so müssen wir sehen, dass wir einen neuen Kandidaten aufbauen. Klar ist aber auch: Solange wir Frau Merkel haben, wird sie sich für unsere Region einsetzen.

Jahrgang 1987, ist seit Ende 2017 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Vorpommern-Greifswald. Seit 2016 sitzt er zudem für den Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I/Vorpommern-Greifswald I im Schweriner Landtag.

Die Zahlen sprechen für sich: 2013 holte Merkel im Wahlkreis gut 56 Prozent der Erstwahlstimmen. JedeR NachfolgerIn dürfte es schwer haben…

Ein neuer Kandidat oder eine neue Kandidatin hat es natürlich schon deshalb schwerer, da er oder sie nicht so bekannt ist wie Frau Merkel. Einen solchen Bekanntheitsgrad baut man sich nicht von einem Tag auf den anderen auf. Frau Merkel war ja 1990 auch nicht so bekannt. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Genauso sind wir uns darüber im Klaren, dass aus unserem Wahlkreis nicht immer der Kanzler kommen kann.

Gibt es schon eineN Merkel-NachfolgerIn?

Noch spielt das bei uns überhaupt keine Rolle. Die Wahlperiode läuft noch über zwei Jahre. Ich gehe davon aus, dass wir uns über eine Kandidatenfindung Ende 2020 Gedanken machen werden. Nicht vorher.

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