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berliner szenenWie wir die Hölle eroberten

Ein Bier im Laidak, Dunkelsorte, nicht so kalt. Schmeckt nach Fermentation. Per Chat kommuniziere ich mit einer Freundin, die im Wedding wohnt. Wir sind beide zu faul, um in die U8 zu steigen und nach einer halben Stunde live miteinander zu quatschen. Sie ist sogar zu faul, schreibt sie mir, um in den Keller zu gehen, um sich auch ein Bier zu holen, deshalb trinkt sie einen Weißwein, der in ihrer Küche zur Hand ist, dafür aber schon nach Essig schmeckt.

Ich kann das nachvollziehen, ich gehe nie in den Keller, solange ich das vermeiden kann. Ich erzähle ihr, dass ich gerade eine kleine Kneipenreise im Kiez unternehme. Als ich im Alaska bin, wird ihr Sohn wach und sie kann sich nicht mehr mit mir über WhatsApp unterhalten. Dann rede ich mit dem Barmann über Baustellen. Er erzählt mir, dass er sein Badezimmer renovierte und währenddessen ein paar Tagen im Hotel wohnte, um seine Ruhe zu haben und nicht immer um 7.30 Uhr aufstehen zu müssen. Als er, begeistert von seiner elektrischen Zahnbürste träumend, nach Hause zurückkam, entdeckte er, dass das Wasser überall abgestellt war, und spülte sich den Mund mit Apfelsaft.

Dann fahre ich weiter zum Peppi, und eine andere Freundin kommt vorbei, obwohl sie schon fast zu Hause ist. Vielleicht weil wir uns im Moment jeden Tag sehen, haben wir uns nicht viel Neues zu erzählen und sitzen da, schweigend wie ältere Ehepaare, die Schnitzel und Schweinebraten essen, ohne sich auch nur ein Mal anzuschauen. Ich kann solche Szenen kaum beobachten, ohne fast depressiv zu werden. Auf dem Weg nach Hause denke ich an die Zeile eines Liedes der finnischen Band The Dø: „I still wonder how we conquered hell“ und frage mich, ob es für mich noch stimmt, dass unterwegs zu sein besser ist, als zu Hause zu bleiben und sich Netflix-Serien anzugucken. Luciana Ferrando

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