tierisch gut: Kulleraugen in Norddeich
Stürme und Menschen sind die häufigsten Gründe, warum Seehunde und Kegelrobben Hilfe benötigen. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind die Sandbänke Geburts- und Aufzuchtstätten. Die Jungtiere werden direkt am Wasser geboren und sind sofort schwimmfähig. „Heuler“ werden sie landläufig genannt, aber das ist der falsche Begriff für alle Seehundsjungen. „Heuler“ werden sie nur genannt, wenn sie von der Mutter verlassen wurden.
Besonders UrlauberInnen interpretieren die Situation oft falsch und weichen den gestressten Jungtieren nicht von der Seite. „Das ist dann der erste Fehler“, sagt Peter Lienau. Er ist der Stationsleiter der Seehundstation Nationalpark-Haus im ostfriesischen Norddeich. „Sie produzieren praktisch die Heuler, indem sie sich – unwissentlich – falsch verhalten.“
Wenn TouristInnen einen Seehund finden, müssten sie unbedingt etwa 300 Meter Abstand zu dem Tier halten, sagt Lienau. Junge und vermeintlich gestrandete Heuler liegen auch einfach mal im Sand und warten auf ihre Mutter. Der Fundort sollte am besten verlassen werden, damit das Muttertier, das womöglich im seichten Wasser darauf wartet, dass der Mensch sich verzieht, ihr Junges abholen kann.
Die Idee zur Gründung der Aufzuchtstation hatten 1971 ursprünglich zwei Jäger in Niedersachsen. Das Ziel war, UrlauberInnen für das Leben der Seehunde zu begeistern und zu sensibilisieren. Im Vordergrund dabei standen und steht bis heute, verwaiste Seehundjungtiere aufzuziehen und wieder auszuwildern.
Lienau leitet die moderne, 2012 fertiggestellte Auffangstation mit 14 Einzelbecken, die jährlich zwischen 80 und 150 verwaiste Jungtiere versorgt. Dort arbeiten 25 feste Mitarbeiter, ein Zootierpfleger-Azubi, mehrere Bundesfreiwilligendienstler und TeilnehmerInnen des ökologischen Jahrs sowie ehrenamtliche HelferInnen. Fast 250.000 BesucherInnen informieren sich hier, darunter viele Schulklassen, über die Arbeit der Seehundstation.
Yasemin Fusco
Seehund-station Nationalpark-Haus, Dörper Weg 24, 26506 Norden, täglich von 10–17 Uhr, Eintritt: Erwachsene 7 Euro, Kinder 4, Familien 19
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