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Personal statt Technik

PflegeschülerInnen der Bremer Heimstiftung bezogen bei einer Diskussion mit Gesundheits­politikerInnen deutlich Stellung zur schlechten Lage ihres Berufs

VonSimone Schnase

Es steht schlecht um einen Beruf, wenn bereits die Auszubildenden von „psychischen Belastungen“ reden und davon, „verbrannt“ und „ausgebeutet“ zu werden. Das haben am gestrigen Dienstag SchülerInnen der Altenpflegeschule der Bremer Heimstiftung getan, im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit den gesundheitspolitischen SprecherInnen der drei größten Bürgerschaftsfraktionen, der Leiterin der Bremer Techniker-Krankenkasse (TKK) und Alexander Künzel, Seniorvorstand der Bremer Heimstiftung.

Welche Themen die Azubis am meisten beschäftigen, wurde schnell klar: Ihre derzeitige Ausbildungssituation und das öffentliche Image des Berufs. Das eine vom anderen zu trennen, so viel wurde ebenfalls schnell deutlich, ist kaum möglich: „Die Auszubildenden selbst sind Werbeträger ihres Berufs“, sagte Nima Pirooznia, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen. Bloß: Wie sollen sie glaubhaft Werbung für eine Ausbildung machen, die sie selbst als unbefriedigend wahrnehmen?

Zu schlechte Praxisanleitung, viel zu wenig Personal, keine Zeit für persönliche Gespräche mit den Pflegebedürftigen und die Aussicht auf eine Zukunft in einem Beruf im Schichtdienst mit vielen Überstunden, der gesellschaftlich noch immer auf „Waschen und Hintern abputzen“ reduziert wird – so nehmen die SchülerInnen ihren Beruf wahr. Und kamen auf eine radikale Idee zur Verbesserung des schlechten Rufs: Die Einführung eines Schüler-Pflichtpraktikums im Pflegebereich. „Nur so können Jugendliche sehen, wie vielfältig der Beruf ist“, sagte eine der Azubis.

Hitzig debattiert wurde über das Thema Digitalisierung. Die, so Susanne Klein, Leiterin der Bremer TKK, könnten Pflegende sich doch bei standardisierten Tätigkeiten zunutze machen. Solche Tätigkeiten, widersprach eine Auszubildende, gebe es in der Altenpflege nicht. Und Technik, so eine andere Schülerin, könne und dürfe niemals den pflegenden Menschen ersetzen.

„Der Gesundheitsbereich gehört in staatliche Hand“

Nima Pirooznia, Die Grünen

Die Gefahr von Entmündigung und Überwachung der alten Menschen sei bei Pflegerobotern oder ähnlichen „Pflege-Maschinen“ überdies viel zu groß, so ein Schüler – es herrschte weitestgehend Einigkeit bei den Auszubildenden: Entbürokratisierung durch Digitalisierung ja, Pflege durch Maschinen nein. „Wir brauchen Hilfsmittel, die fehlen, aber keine Roboter“, so fasste es eine Schülerin zusammen.

Dass in Bremen im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten bereits einiges zur Verbesserung in der Pflege getan wird, wurde in der Debatte ebenfalls recht schnell klar: Zusätzliche Ausbildungsplätze wurden geschaffen, die Akademisierung der Pflege wird durch einen neuen Studiengang und Kooperationen von Uni, Hochschule und Gesundheitsressort vorangetrieben und mit dem „TVPfliB“ hat Bremen als einziges Bundesland einen trägerübergreifenden Tarifvertrag, über dessen Allgemeinverbindlichkeit zurzeit verhandelt werde, so Alexander Künzel. Damit könnten dann auch die privaten Einrichtungs-Träger in die Verantwortung genommen werden – die machen beim TVPfliB nämlich bislang nicht mit.

Rainer Bensch, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU, fordert für Bremen die Einrichtung eines neuen Ressorts mit einem Pflegebauftragten und verwies ansonsten, genauso wie die anderen Abgeordneten, auf den Bund. So müssten die Eigenanteile für Heimplätze gedeckelt werden, sagte Steffi Dehne, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, und Nima Pirooznia sprach sich gegen die zunehmende Privatisierung des Pflegesektors aus: „Der Gesundheitsbereich gehört in staatliche Hand.“

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