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Trotz Kritik zieht der neue Ordnungsdienst nach sechs Monaten Arbeit eine positive Bilanz

Der Bremer Ordnungsdienst hat 2018 knapp 3.000 Verwarnungen ausgesprochen und für Vergehen Verwarngelder von 4.687 Euro erhoben. In 77 Fällen wurden Ordnungswidrigkeiten angezeigt. Das ist die erste Bilanz der seit einem halben Jahr pa­trouillierenden Hilfssheriffs.

Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass sie gegen Regeln verstoßen, wenn sie mit dem Rad über den Bürgersteig fahren oder den Hund frei herumlaufen lassen, sagte die Leiterin des Ordnungsamts, Sermin Riedel der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bürger nehmen den Dienst gut an“, sagt Riedel.

Insgesamt sind 22 Ordnungsdienstler im Einsatz, die „zum Eigenschutz“, wie es heißt, mit Schlagstöcken und Handfesseln ausgestattet sind – bisher habe es keine ernsthaften Auseinandersetzungen gegeben, so Riedel: Die KollegInnen „setzen auf Reden und Deeskalieren.“

Das sehen nicht alle so: Obdachlose beklagten eine „massive Vertreibungspolitik“ und berichten von Repressalien und Strafandrohungen, die in dieser Form am Bahnhof neu seien. Ihnen werde durch die Maßnahmen eine Infrastruktur entzogen, die für sie überlebenswichtig sei.

Der Streetworker der Inneren Mission, Jonas Pot D’Or, bestätigte, dass es in der Vergangenheit „zu einigen Merkwürdigkeiten gekommen“ ist. Ihm sei aber nicht bekannt, ob Polizei und Ordnungsdienst auf Weisung oder eigenmächtig handelten.

Riedel verweist hingegen darauf, dass die Streifen schon mal erste Hilfe geleistet oder ein Stalking-Opfer betreut hätten. Sie will die Patrouille gerne weiter auszubauen – darüber wird aber erst nach der Bürgerschaftswahl entschieden. Auch in Berlin, Köln, Dortmund, Freiburg, oder Karlsruhe gibt es solche Ordnungsdienste – und in Hannover, wo er zuletzt aufgestockt wurde. (taz/dpa)

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