piwik no script img

das portraitSamia El Samadoniist zu gut für die CDU

Leidenschaftlich, meinungsstark und kompetent: Samiah El Samadoni stürzt sich gern in Redeschlachten und Wortgefechte, entsprechend viel gefragt ist Schleswig-Holsteins Bürgerbeauftragte für soziale Angelegenheiten. Seit 2014 ist die heute 48-Jährige im Amt, 2020 steht ihre Wiederwahl an. Sie könnte an der CDU scheitern.

Die Beauftragten – aktuell hat der Landtag sechs Stellen eingerichtet – haben eine Doppelfunktion: Erstens kümmern sie sich um Beschwerden, zweitens informieren und mahnen sie Politik und Öffentlichkeit, Missstände zu beheben. So mischt sich Stefan Schmidt, ehemals Kapitän des Rettungsschiffs „Cap Anamur“, in die Flüchtlingspolitik ein, Ulrich Hase kämpft als Behindertenbeauftragter für Teilhabe.

Samiah El Samoni hat eine besondere Stellung: Sie ist nicht nur Bürger-, sondern auch Polizeibeauftragte und Ombudsfrau für Heimkinder. Damit ist die „Super-Beauftragte“, wie die Kieler Nachrichten schrieben, für ein breites Themenspektrum zuständig. Als Bürgeranwältin forderte sie eine verständliche Sprache in Formularen, als Polizeibeauftragte sorgte sie zum Ärger des Landtagspräsidenten Klaus Schlie (CDU) für Einlasskontrollen beim Parlamentarischen Ausschuss zur Rockeraffäre.

„Vielleicht zu super für die CDU?“, fragte die Nachrichtenagentur dpa. Aus der Fraktion gab es bisher keine Antwort, ob das SPD-Mitglied El Samoni bei ihrer Wiederwahl auf christdemokratische Stimmen hoffen kann. Hintergrund könnte auch sein, dass die gebürtige Kielerin künftig eine wichtigere Rolle in der Landes-SPD spielen könnte.

El Samadoni hat eine deutsche Mutter, ihr Vater stammt aus Ägypten. Um das Land kennenzulernen, ging die Kielerin ein Jahr in Kairo zur Schule. Die Anwältin wechselte 2006 ins Kieler Innenministerium, später ins Bildungsministerium und wurde 2009 Referentin des Landkreistages. Im selben Jahr trat die verheirate Mutter eines Sohnes auch der SPD bei. In der Partei hat sie bisher kein Amt inne – aber auch bei ihrer Wahl zur Bürgerbeauftragten war sie für viele eine Überraschungskandidatin.

Esther Geißlinger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen