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das portraitWarum Chawkat TaklaKritik einsteckt

Als Politiker? Nein, als solcher möchte Chawkat Takla sich auf keinen Fall verstanden wissen. Wenn er über sein Amt als Honorarkonsul für Syrien in Bremen und Niedersachsen spricht, setzt er neu an: „Wenn man ein Land…“ – „vertritt“ wäre das Wort, dass er nicht aussprechen will. Takla sagt es anders: „Wenn man für das Volk da ist, ist man nicht für eine Regierung da.“ Auf diese Unterscheidung besteht er. Er vertrete Syrien nur in wirtschaftlichen Angelegenheiten, in Kunst und Kultur.

Vertritt er Syrien also doch? Darum ist in Bremen ein Streit entbrannt. Eine von Takla organisierte Ausstellung über „Zeitgenössische Kunst in Syrien“ ist am Dienstagabend in der Bremischen Bürgerschaft eröffnet worden. Und schon im Vorfeld regte sich Kritik, für den Abend wurde Protest angekündigt. Denn für einige syrische ExilantInnen geht Taklas saubere Trennung zwischen Land und Leuten nicht ganz auf. Sie sehen in der Ausstellung eine Legitimation der Regierung Baschar al-Assads. Des Regimes, in dessen Folterkellern Tausende verschwunden sind und ermordetet wurden. Seit Jahren sei er dem Regime treu, sagen seine KritikerInnen, 2011 nahm er Assad in einem taz-Interview in Schutz.

Wie man gegen Kunst demonstrieren könne, die doch verbinde und nicht trenne, fragt sich hingegen Takla. 1948 wurde er im syrischen Homs geboren, seit 51 Jahren lebt der Unternehmer nun in Deutschland. Er versteht sich als „Helfer“ und Brückenbauer. 1968 kam er nach Deutschland, um Elektrotechnik zu studieren, gründete in den 1980ern als Ingenieur eine Firma für Sicherheitssysteme. Durch seine guten Geschäftsverbindungen wurde er 2010 Honorarkonsul.

In seiner Funktion wolle er allen Menschen aus Syrien helfen, sagt er, ganz gleich welcher Ethnie oder Glaubensgemeinschaft oder auch, ob sie der politischen Opposition angehörten. „Ausdrücklich distanziere ich mich von den Gräueln des Krieges – egal von welcher Seite“, sagt Takla. So sieht es auch die Bürgerschaft, die in den Werken der syrischen Künstler auch eine Verarbeitung des Krieges sieht und sie weiterhin zeigen möchte. Marinus Reuter

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