piwik no script img

Wohl dem, der in Bayern alt wird

Nachdem er einen Tag geholfen hat, demente Menschen zu pflegen, will sich der Landesdiakoniepastor nun dafür einsetzen, dass die Versicherungen auch in Bremen mehr Pflegekräfte bezahlen müssen

Mehr Pflegefälle

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Bremen stieg laut dem Statistischen Bundesamt um mehr als 40 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts.

2007 waren in Bremen noch rund 20.000 Personen pflegebedürftig, die Zahl zum Jahresende 2017 lag bereits bei 28.998 Betroffenen.

Das macht einen Anteil von 4,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 3,4 Prozent, in Berlin 3,8 Prozent.

Der Bremer Landesdiakoniepastor Manfred Meyer will sich für einen besseren Personalschlüssel in der Pflege einsetzen. „Vor allem in der Altenhilfe ist es wichtig, dass die Pflegekräfte genug Zeit haben, um sich auf die Wünsche und Fähigkeiten der Heimbewohner einzulassen“, sagte er. Zuvor hatte er eine Frühschicht lang auf einer Demenzstation im Bremer Westen mitgearbeitet.

Meyer kritisierte, dass die Kostenträger – also die Kranken- und Pflegeversicherungen – im Bundesvergleich unterschiedliche Maßstäbe anlegten: „Es ist nicht einzusehen, warum in Hessen und Bayern der Personalschlüssel in der Pflege so viel besser ist als in Bremen und Niedersachsen.“ Der persönliche Betreuungsbedarf der Menschen sei überall gleich.

Das System der Pflegeversicherung müsse im Sinne der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen umgebaut werden, sagte Meyer. Wann immer es zu Tariferhöhungen für die Mitarbeitenden komme, müssten diese zum größten Teil von den Angehörigen geschultert werden. Sinnvoll sei ein fester Sockelbetrag für die Angehörigen. „Alles andere sollte über die Versicherungen und den Staat finanziert werden.“

Der Wunsch nach mehr Personal sei von allen Mitarbeitenden auf der Station geäußert worden, sagte Meyer. Ihn habe die große Geduld und Ruhe seiner „Kolleginnen“ an diesem Morgen beeindruckt. Gerade auf einer Demenzstation seien die Bedürfnisse der Bewohner sehr individuell. Eine standardisierte Pflege in festgelegten Takten sei dort nicht möglich.

Selbst in einer gut ausgestatteten Einrichtung sei die Arbeit gerade eben zu schaffen, wenn es keine Probleme, wie etwa eine Grippe mit Magen-Darm-Erkrankung, auf der Station gebe. Darum sei es wichtig, mehr Menschen für die Altenhilfe zu gewinnen.

Eine weitere Lehre aus dem Tag in der Altenhilfe sei die große Zufriedenheit und Solidarität unter den Pflegekräften, so Meyer. Davon wolle er künftig berichten. (epd)

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen