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heute in hamburg„So was verkauft man doch nicht“

Werkstattgespräch „Plünderware aus chinesischen Palästen?“ – Provenienzforschung in deutschen Museen, mit Christine Howald (TU Berlin), Maria Sobotka (MKG) und Susanne Knödel (Markk), 18.30 Uhr, Markk, Rothenbaumchaussee 64

Interview Julika Kott

taz: Frau Knödel, woran erkennt man Raubgüter?

Susanne Knödel: Man erkennt es auf den ersten Blick gar nicht. Es kann zwei identische Objekte in einer Sammlung geben, wovon eines geraubt ist und das andere ganz legal erworben.

Und dann?

Es war auffällig, dass vor 1900 Objekte aus China eintrafen, die speziell für den Verkauf in den Westen produziert wurden. Und dann, nach dem Boxerkrieg, kamen fast 3.000 Objekte aus China zu uns ins Museum. Deren Qualität war viel höher. Manche sind auch in der Kaiserstadt gewesen – vor dem Boxerkrieg ist so etwas nie in Deutschland aufgetaucht.

Was war das erste Exponat, das Ihre Zweifel geweckt hat?

Meine Zweifel sind schon 15 Jahre alt; mir fielen immer mal wieder Dinge in die Hand, wo ich gedacht habe: „So was verkauft man doch nicht! Und erst recht nicht an einen westlichen Händler!“ Solche Objekte summierten sich in meinem Hinterkopf und jetzt, wo das Interesse der Öffentlichkeit geweckt wurde, besteht die Chance, dieses Projekt zu verwirklichen.

Von Raubkunst in China wird wenig berichtet. Wird das Thema jetzt aktuell?

Genau, das kommt gerade erst! Der Kolonialismus in den afrikanischen Ländern ist im Moment ein wichtiges Thema. Der deutsche Kolonialismus in China war im Vergleich zwar räumlich und zeitlich begrenzt, aber nicht weniger brutal.

Susanne Knödel, 60, leitet die Abteilung Ost- und Südasien im Museum am Rothenbaum und forscht zum Kunstraub im Boxerkrieg in China.

Wie sieht es denn im Depot des Museums am Rothenbaum aus?

In der Sammlung sind sicher Cluster von Raubgut zu finden, aber es gibt noch keine Statistik dazu. Es ist aber keineswegs so, dass alles, was in einer Museumssammlung ist, illegal erworben wurde.

Wie kamen diese Objekte nach Hamburg?

Es gibt im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten: Einerseits hatten Angehörige der deutschen Truppen, etwa die Offiziere oder Militärärzte, die Möglichkeit, etwas mitzunehmen und so kleine Sammlungen anzulegen. Anderseits reisten, als sich der Boxerkrieg anbahnte, auch europäische Kunsthändler nach China. Die sahen da eine gute Gelegenheit, an chinesische Kunst zu kommen. Denn die Soldaten verkauften geplünderte Kunstwerke sogar vor der Tür der Beraubten.

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