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Das Anzeigen-Dilemma

Auf eine Anzeigenbeilage in der taz 🐾 am wochenende gab es viele Reaktionen von Leser*innen

„Ich hab heute wieder mal das Beiheft taz Lesen & Reisen erhalten … Meine ernsthafte Frage an alle Verantwortlichen: Könnt ihr wirklich noch hinter dieser Beilage stehen? Wollt ihr wirklich weiterhin Flugreisen angesichts der bevorstehenden Klimakatastrophe noch anbieten? …Irgendein (und ihr seid nicht irgendeins!) Unternehmen muss hier vorangehen und mal ein Zeichen setzen.“

Das ist nur ein Beispiel für eine Reihe von Leserbriefen, die uns nach einer bezahlten Beilage des Münchner Veranstalters Reise Service Deutschland GmbH (RSD) erreichte. Eine aggressive Beilage, die taz-Leser*innen direkt und persönlich anspricht. Eine manipulierende obendrein, da nirgends – außer im Kleingedruckten – der Name des Veranstalters sichtbar ist. Eine Beilage in billiger Aufmachung für touristische Schleuderpreise, Saisonüberbrückungs-Angebote mit Kaffeefahrt-Charakter.

Wir – und mit uns viele andere überregionale Zeitungen – lassen uns auf diesen „Nähe zum Medium“ suggerierenden Deal ein. Der Name des Veranstalters wird quasi unterschlagen, selbst die Buchung läuft unter einer anonymen 0800-Nummer. Die taz wird deshalb bei einigen Leser*innen sogar als Anbieter dieser Angebote gesehen. Das ist aber nicht der Fall. Doch die mangelnde Kenntlichmachung des Anbieters, der gar nichts mit der taz zu tun hat, ist eine Nachlässigkeit bei uns im Haus. Wir unterstützen damit einen Taschenspieler-Trick der Werbung.

Mögen diese Angebote auch nicht zum konsumethischen und nachhaltigen Image der taz passen, sie werden offensichtlich gebucht. Auch von unseren Leser*innen. Die sind sehr reisefreudig, und – das zeigen Untersuchungen – Fernreisen gehören zu ihrem „kosmopolitischen“ Lebensstil. Manche können sich die „klimaneutrale Quailtätsreise inclusive Co2-Kompensation“ nicht leisten, bei anderen schlägt angesichts solcher Billigangebote die weit verbreitete Schnäppchenmentalität zu.

Bei unseren redaktionellen Inhalten können wir ein intensiveres, entschleunigtes, sinnvolleres Reisen beschreiben. Wir sollten das bewusstseinslose Fernreisen kritisieren. Wir müssen über das klimaschädliche Fliegen und die Ausbeutung bei Billigfliegern berichten. Aber wir werden den Widerspruch von nachhaltigem Anspruch und dem ungebremsten Wachstum der Billigfliegerei und der Schnäppchenmentalität gerade bei der städtisch-gebildeten Mittelschicht – unseren Leser*innen – nicht auflösen. Wir können das Paradox nur benennen. Und Anzeigen deutlicher als solche kennzeichnen. Edith Kresta

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