Verleihung der Grammys 2019: This is America

Nach viel Kritik an der viel zu weißen Veranstaltung war der US-Musikpreis 2019 deutlich vielfältiger. Dennoch blieb der große Gewinner fern.

Childish Gambino, der Sänger von "This is America"

Vier Mal gewonnen – und dennoch fern geblieben: Childish Gambino Foto: John Salangsang/Invision/ap

Die Präsenz der Musik ist wichtiger als die Präsenz der Hauptperson. So könnte man die Abwesenheit von Donald Glover bei der diesjährigen Verleihung der Grammy-Awards deuten. Dabei zählte Glover zu den größten Gewinnern des Abends. Vier Mal wurde der Rapper und Schauspieler, der unter dem Namen Childish Gambino Musik veröffentlicht, für seinen Song „This is America“ ausgezeichnet.

Das ist ein Statement. Denn „This is America“ beinhaltet harte Kritik an den bestehenden Verhältnissen in den USA, an Rassismus, struktureller Benachteiligung der afroamerikanischen Bevölkerung und unberechenbaren Waffenfetischist*innen. Dass der Song auch in zweien der wichtigsten Kategorien „Record of the Year“ und „Song of the Year“ gewonnen hat, ist eine Besonderheit. Bisher wurde Rap dort nicht honoriert. Meist dominierten weiße, männliche Künstler.

Im vergangenen Jahr stand die Grammy-Jury auch deswegen in der Kritik. Sie würde sich nicht aus ihrer Komfortzone heraus bewegen, wurde ihr vorgeworfen. Frauen und afroamerikanische Künstlerinnen und Künstler seien vor allem in den Hauptkategorien unterrepräsentiert. Obwohl Rap kommerziell mittlerweile das erfolgreichste Genre in den USA ist, gingen Rapperinnen und Rapper bei den Awards regelmäßig leer aus. Außerdem gewann im vergangen Jahr gerade mal eine Frau einen Soloaward. Jay-Z gewann trotz acht Nominierungen gar nicht. Cardi B, die derzeit berühmteste Rapperin der Welt, durfte kurz live performen. Das war’s. In diesem Jahr sollte sich das ändern.

Statt fünf gab es acht Nominierungen für Hauptkategorien wie „Album of the Year“. Außerdem wurden rund 900 neue Mitglieder ins Grammy-Komitee berufen – alle mindestens mit Migrationshintergrund, weiblich oder maximal zwischen 20 und 39 Jahre alt. Das soll für mehr Diversität sorgen. Trotzdem wollten neben Glover auch Kendrick Lamar und Drake, ersterer für acht und der Zweite für sieben Kategorien nominiert, dem Award fernbleiben. Ariana Grande sagte zudem einen geplanten Live-Auftritt ab. Drake erschien schließlich doch, um einen Preis anzunehmen („Best Rap Song“), aber vor allem, um auf der Bühne noch einmal zu betonen, dass Künstler einen Grammy nicht nötig haben. Seine Rede wurde allerdings schnell von einer Werbeunterbrechung beschnitten.

Trotzdem war zumindest auf der Bühne etwas von den Bemühungen zu spüren, die Grammys inklusiver zu gestalten. Alicia Keys moderierte die Show souverän, Country-Sängerin Kacey Musgraves wurde mit dem Award für das „Album of the Year“ ausgezeichnet, Dua Lipa wurde „Best New Artist“.

Der prägnanteste Moment passierte aber gleich zu Beginn der Show. Keys holte Lady Gaga, Jada Pinkett Smith, Jennifer Lopez und Michelle Obama auf die Bühne. Musik zeigt, sagte Obama, dass jede Story, jede Stimme zählt. Der große Erfolg von „This is America“ belegt, dass auch die Grammy-Jury dieses Motto mittlerweile verinnerlicht hat.

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