piwik no script img

Cops widerstehen Korpsgeist

Aufgrund einer Anzeige mehrerer KollegInnen wird gegen einen Bremer Polizisten wegen Körperverletzung im Amt ermittelt. Sieben Beamt*innen stehen laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, ihn gedeckt zu haben

Von Jean-Philipp Baeck

Wegen des dringenden Verdachts auf Körperverletzung im Amt ermitteln Staatsanwaltschaft und das Referat „Interne Ermittlungen“ gegen einen 36-jährigen Polizisten. Er soll Ende Dezember an der Stephanitor-Wache einem 30-Jährigen grundlos Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben. Danach habe er ihm nicht geholfen und zudem untergebene Kolleg*innen aufgefordert, die Tat zu decken.

Wegen des Verdachts auf Strafvereitelung im Amt wird daher auch gegen sieben weitere Beamte ermittelt, die trotz Kenntnis des Vorfalls keine Anzeige erstatteten. Derzeit werde geprüft, ob sich einzelne von ihnen ebenso der Körperverletzung im Amt schuldig gemacht hätten, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen indes doch von zwei Polizist*innen, die die Sache Mitte Januar einem Vorgesetzten meldeten. „So ein Vorfall darf nicht gedeckt werden, wir werden die Ereignisse umfassend aufarbeiten“, erklärte dazu Polizeivizepräsident Dirk Fasse.

Es seien „unverzüglich Disziplinarmaßnahmen eingeleitet“ worden. „Der 36-jährige Polizeibeamte wurde vorläufig vom Dienst suspendiert, gegen weitere Polizisten werden ebenfalls disziplinarrechtliche Schritte durchgeführt.“

Anzeigen von Kolleg*innen sind in der Polizei nicht üblich. Das liegt laut Fachleuten wie dem Kriminologen Rafael Behr auch daran, dass Polizist*innen in einer „Mittäterfalle“ säßen, weil auch gegen sie ermittelt wird, sobald sie einen solchen Vorfall nicht sofort zur Anzeigen bringen. Auch deshalb fordern Behr und andere seit Jahren eine unabhängige Ombudsstelle.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen