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Archiv-Artikel

Kaffeetasse mit Sicherheitsrisiko

Die Verknüpfung von Internet und Alltagsgegenständen bedroht den Datenschutz

BERLIN taz ■ Eine mit dem Internet verbundene Kaffeetasse ist praktisch. Wenn sie leer ist, kann sie ein Signal an den Kaffeeautomaten schicken und so für Nachschub sorgen. Smart Devices nennt das die Wirtschaft, die viel von der Vernetzung zwischen Alltagsgegenständen und dem Rechner erwartet. Mit der Bequemlichkeit steigt aber die Gefahr des Datenmissbrauchs.

Auch die Informations- und Kommunikationsindustrie ist sich dieser Probleme bewusst: Der Feldafinger Kreis, in dem sich je sechs Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengeschlossen haben, stellte gestern die aktuellen Entwicklungstrends im Bereich der Internetforschung vor.

Schlüsselproblem bleibt demnach die Sicherheit. Noch betrifft dies vor allem den elektronischen Zahlungsverkehr und Online-Auktionen. In der nächsten Phase der Internet-Nutzung werden aber auch über so genannte „smarte“ Alltagsobjekte persönliche Daten weitergeben, erwartet die Branche. Nicht nur die Kaffeetasse ist dann online, auch der Kühlschrank oder gar die Kleidung. Die Gegenstände bekommen also ein Gedächtnis: Interaktionen eines Nutzers mit smarten Gegenständen werden von dem Objekt aufgezeichnet und mit „Zeit und Ortsinformationen versehen“, sodass ein digitales Tagebuch entsteht.

Auch im Konsumbereich nehmen die datenschutzrechtlichen Probleme zu. Ein Shampoo mit „Smart Label“ führt einen automatischen Preisvergleich mit anderen angebotenen Shampoos durch. Auch das „cross-selling“ wird möglich: Wer eine Digitalkamera kauft, dem wird gleich der entsprechende Akku „dazuempfohlen“.

Die Industrie ist sich darüber im Klaren, dass „Datenschutzrisiken“ rechtzeitig geklärt werden müssen, um „einer voreiligen Ablehnung dieser Technologie“ entgegenzuwirken. Denn bereits jetzt will ein Viertel aller Internet-Nutzer nicht mehr im Internet einkaufen, da sie Datenmissbrauch befürchten, erklärte jüngst die Initiative D 21, die sich für sichere Internetstandards einsetzt. Und auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) fordert einen besseren Schutz von Internetnutzern vor Kriminalität und Datenmissbrauch. Die Unternehmen dürften Kundendaten nur nach ausdrücklicher Zustimmung für Marketingzwecke einsetzen. Deshalb forderte Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) in der vergangenen Woche auch ein einheitliches Online-Gütesiegel.

Die Internet-Industrie konzentriert sich zurzeit hingegen vor allem auf einen anderen Sicherheitsaspekt. „Organische“ Computernetze sollen sich bei Virenbefall selbst „heilen“ können. Heutige Virenscanner können das Netz nur nach bereits bekannten Viren durchforsten. In Zukunft sollen sich die Netze selbst überwachen, also Viren bereits abfangen, bevor diese die Nutzer erreichen, erklärte der Feldafinger Kreis.

Außerdem sollen so genannte Software-Agenten flexibel auf veränderte Situationen reagieren, etwa wenn sich bei einer Reiseplanung die Ankunftszeit verschiebt. FABIAN KRÖGER