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Zurück auf alten Wegen

Mit kleinen Änderungen erzielt Trainer Ole Gunnar Solskjaer bei Manchester United große Wirkung. Nun steht die große Prüfung gegen Paris St.-Germain an

Aus Manchester Hendrik Buchheister

Wow, dachte Ole Gunnar Solskjaer: „Was für eine Herausforderung.“ Er saß in Norwegen vor dem Fernseher, als im Dezember die Achtelfinal-Auslosung der Champions League stattfand, die unter anderem das Aufeinandertreffen von Manchester United und Paris Saint-Germain hervorbrachte. Solskjaer war zu diesem Zeitpunkt noch Trainer von Molde FK, er beobachtete die Zeremonie als Fan seines früheren Vereins aus England, bei dem er Heldenstatus genießt seit seinem Siegtreffer in der Nachspielzeit des Champions-League-Finals 1999 gegen den FC Bayern. Kurz nach der Auslosung trennte sich Manchester United von Trainer José Mourinho und engagierte Solskjaer als Übergangslösung bis zum Ende der Saison. Die Herausforderung gegen Paris Saint-Germain wurde plötzlich: seine Herausforderung.

Der 45 Jahre alte Ex-Stürmer blickt der Aufgabe mit Vorfreude entgegen. Bei dem Gedanken an die Partien gegen die Startruppe von Trainer Thomas Tuchel an diesem Dienstag im heimischen Old Trafford und Anfang März in Frankreichs Hauptstadt bekomme er Gänsehaut, hat Solskjaer gerade berichtet. Wenn man die Zeichen richtig deutet, steht viel auf dem Spiel für ihn. Paris ist sein bislang schwerster Gegner. Unter anderem in diesen beiden Partien könnte sich entscheiden, ob er auch über die Saison hinaus Mourinhos Nachfolger wird. Eigentlich hatte Manchester United andere Pläne und wollte zur kommenden Spielzeit einen neuen Trainer als Mann für die Zukunft ernennen. Als Favorit galt Mauricio Pochettino von Tottenham Hotspur. Doch Solskjaer macht seine Sache so gut, dass sich Fans uns Fachleute fragen, was eigentlich dagegen spricht, ihm den Posten dauerhaft anzuvertrauen.

Der Mann, dessen Erfahrung als Profitrainer sich bislang auf die Arbeit in Molde und ein ziemlich verunglücktes Jahr bei Cardiff City beschränkt hatte, hat die seit dem Abschied von Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson im Jahr 2013 strauchelnde Fußball-Institution aus dem Old Trafford wiederbelebt. In elf Spielen unter Solskjaer holte die Mannschaft zehn Siege und ein Unentschieden. Vor Weihnachten lag Manchester United noch elf Punkte hinter den Rängen, die auch in der kommenden Saison zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Durch das 3:0 gegen Fulham am Wochenende ist das Team auf den begehrten vierten Platz vorgerückt. Verteidiger Phil Jones sagt: „Wir waren so etwas wie eine Lachnummer, aber das ist vorbei. Jeder nimmt uns jetzt ernst.“ Das dürfte übrigens auch für Jürgen Klopps FC Liverpool gelten, der in anderthalb Wochen in der Liga bei Manchester United zu Gast ist.

Solskjaer hat die kleinen Dinge verändert und erzielt damit große Wirkung. Anders als Mourinho verbreitet er gute Laune, setzt auf die Offensive und lässt seinen Profis Freiräume. Vor allem zwei Spieler stehen für den Aufschwung. Zum einen Frankreichs Weltmeister Paul Pogba, der neuerdings seinen besten Fußball im Trikot von Manchester United spielt und seit dem Trainerwechsel schon acht Tore und fünf Vorlagen verbuchte. Zum anderen der englische Angreifer Marcus Rashford, der 100-Millionen-Mann Romelu Lukaku als zentrale Spitze verdrängt hat und endlich sein Potenzial entfaltet. Ihm gelangen unter Solskjaer sechs Treffer.

Altmeister Alex Ferguson ist mindestens einmal zu Gast beim Training und hat zu der Mannschaft gesprochen

Wenn man so will, findet der Verein gerade zurück zu sich selbst. Der Trainer aus Norwegen stellt die Verbindung her zwischen der ruhmreichen Vergangenheit unter Ferguson und der Gegenwart. Solskjaers wichtigster Assistent ist Mike Phelan, einst Fergusons rechte Hand. Außerdem ist Solskjaer regelmäßig im Austausch mit dem 77 Jahre alten Schotten, den er immer noch voller Respekt „Boss“ nennt. In den vergangenen Wochen war Ferguson mindestens einmal zu Gast beim Training und hat zu der Mannschaft gesprochen.

Elf Jahre stand Solskjaer als Spieler in Manchester unter Vertrag, er kennt die Werte des Vereins und trifft bei den Fans einen Nerv, wenn er zum Beispiel vor dem Duell mit Paris Saint-Germain sagt: „Sie haben schon in England gespielt. Aber waren sie auch schon im Old Trafford?“

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