: Recyclingquote schön gerechnet
Der Hamburger Zukunftsrat fordert mehr Transparenz und Kontrolle bei Müllentsorgung und Recycling
Von Marthe Ruddat
Welcher Anteil vom Abfall aus dem Gelben Sack wirklich recycelt wird und wo der Müll, der nicht verwertet werden kann, verbleibt, darüber gibt es für Hamburger*innen nicht genug Informationen. Das kritisiert der Hamburger Zukunftsrat und fordert mehr Transparenz und Eigeninitiative von der zuständigen Behörde für Umwelt und Energie. Im Zukunftsrat haben sich Verbände, Institutionen und Unternehmen zusammengeschlossen, um sich auf lokaler Ebene für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen.
Mit Blick auf die Vermeidung von Abfall und die Ressourcenschonung sieht der Zukunftsrat Handlungsbedarf. Mülltrennung sei sehr sinnvoll, sagt deren Sprecher Hans-Joachim Menzel. Das Ergebnis davon müsse aber auch nachvollziehbar sein. Zur Zeit bleibe unklar, wie viel Müll tatsächlich recycelt würde. Denn die von der Umweltbehörde veröffentlichte Recyclingquote sagt nur aus, was jeweils in den verschiedenen Mülltonnen landet. Das ist in ganz Deutschland so. „Wer Windeln falsch in die Gelbe oder Blaue Tonne wirft statt in die Restmülltonne, erhöht die Recyclingquote“, so der Zukunftsrat. Das sei irreführend. Entscheidend für die Quote müsse sein, wie viele Anteile nutzbarer Rohstoffe in den Sortierbetrieben gewonnen würden.
Auch, was nach der Einsammlung des Mülls durch die Stadtreinigung passiert, bleibt nach Angaben des Zukunftsrats weitgehend im Dunkeln. Denn die Abfallentsorgung sei in den Händen der Privatwirtschaft und die könne sich auf ihr Geschäftsgeheimnis berufen. Eine Antwort zum Verbleib von Elektrogeräten sei beispielsweise die Stadtreinigung schuldig geblieben, so der Zukunftsrat.
„Die Verantwortung von Politik und Behörden endet nicht beim Einsammeln des Mülls“, sagt Menzel. Der Zukunftsrat fordert, dass alle landesrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft würden, um Hersteller zu einer recycling-fördernden Produktionsweise zu verpflichten. Auch solle die Stadt eine Bundesratsinitiative zur Müllvermeidung starten und Verbraucher*innen besser über Abfallvermeidung aufklären.
Aus der Umweltbehörde heißt es, bei Altpapier, Altglas und Metallen sei Hamburgs Recyclingquote „top“. Bei der Gelben Tonne wolle man sich verbessern. „Das können wir als Stadt und Bundesland aber nicht im Alleingang schaffen, sondern brauchen auch noch bessere Rahmenbedingungen und Vorgaben aus dem Bund“, so ein Sprecher. Die Recyclingquote soll Dank einer neuen EU-Vorgabe jedenfalls künftig anders berechnet werden und nur noch angeben, was wirklich zu Rohstoffen recycelt wird.
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