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Schutz in Eppendorf

Die Erstaufnahme für geflüchtete Frauen am Kaltenkircher Platz soll zum Jahresende geschlossen werden

Von Marco Carini

Die Erstaufnahmeeinrichtung für besonders schutzbedürftige weibliche Geflüchtete am Kaltenkircher Platz in Altona bleibt bis zum Jahresende erhalten. Sie wird dann durch eine Folgeunterkunft in der Loogestraße in Eppendorf ersetzt, die derzeit gebaut wird. Hier sollen rund 100 Frauen und Kinder Platz finden.

Diese Entscheidung verkündete Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Dienstagabend vor dem Sozialausschuss der Bürgerschaft. Ursprünglich war die Schließung des ehemaligen Hotels am Kaltenkircher Platz schon für Frühjahr geplant gewesen. Die Bezirksversammlung Altona hatte sich hingegen dafür ausgesprochen, die Einrichtung, die für 150 Flüchtlinge ausgelegt ist, überhaupt nicht zu schließen.

„Der neue Standort ist besser als der Kaltenkircher Platz, die Frauen haben dort abgeschlossene Wohnräume und eigene Küchen“ warb Leonhard für die neue Unterkunft. Dies ist möglich, da es sich um eine Folgeunterkunft und nicht wie bislang um eine Erstaufnahme handelt. Trotzdem sollen in der Loogestraße auch Frauen, die noch keinen Asylanspruch oder eine schlechte Bleibeperspektive haben, untergebracht werden.

„Das besondere Schutzbedürfnis der Frauen ist hier ausschlaggebend“, so Leonhard. Gerade für Frauen mit Kindern sei es wichtig einen abgeschlossenen Wohnbereich zu haben und selber kochen zu können – beides ist am Kaltenkircher Platz nicht möglich. Auch in Eppendorf wird es einen professionellen Wachdienst geben – sonst unüblich für Folgeeinrichtungen.

„Mit dieser Lösung kann ich gut leben“, sagt der Altonaer CDU-Bezirksabgeordnete An­dreas Gruszek, der sich für den Erhalt der Unterkunft am Kaltenkircher Platz eingesetzt hatte. Auch die Oppositionsparteien FDP und Linke äußerten im Sozialausschuss keinen Widerspruch zu dem Umzug nach Eppendorf, beklagten nur das bislang intransparente Entscheidungsverfahren.

Was die geflüchteten Frauen in Eppendorf erwartet, ist unklar. Der Stadtteil hat bislang noch immer keine Flüchtlingsunterkunft, auch deshalb weil die Anwohner sich stets gewehrt haben. Nach Bekanntwerden der Pläne, auf der Wiese am Bahndamm Nahe der U3 eine Unterkunft für Geflüchtete zu bauen, hatten GegnerInnen des Projekts mit einem Sarg dagegen protestiert.

Auf der anderen Seite macht sich die Stadtteilinitiative „Welcome to Eppendorf“ dafür stark, dass das Grundstück nahe der U-Bahnstation Kellinghusenstraße endlich mit einer Wohneinrichtung für Geflüchtete bebaut wird, das Viertel endlich einen Beitrag an der stadtweiten Unterbringung von schutzsuchenden MigrantInnen leistet.

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