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Nie einsamer als im August

Weihnachten gibt es viele Single-Angebote

Schlecht ist es natürlich nie, sich um einsame Menschen zu kümmern. Aber es wäre effizienter, das dann zu tun, wenn Menschen sich aus lauter Verlassenheit selbst töten, und das ist seit jeher – also seit dem Beginn der Suizidstatistik Ende des 18. Jahrhunderts – am häufigsten in den Sommermonaten der Fall. Und im Dezember stets am niedrigsten, trotz Weihnachten.

Trotzdem knubbeln sich am 24. Dezember wieder die Angebote für einsame Herzen, zumal in den Städten. Am wenigsten vielleicht in Hamburg, wo gerade mal zwölf Kirchengemeinden die Allgemeinheit zum Zusammensitzen einladen, und neulich sogar ein Social-Media-Event zum Medienstar wurde, als wären wir noch in den 00er-Jahren: Eine Werbekauffrau hatte keine Lust, alleine mit ihrem achtjährigen Sohn abzuhängen und hat dann via Facebook offen eingeladen, aber mit begrenzter Teilnehmer-Zahl. Der Fernsehsender „Hamburg 1“ lud sie wegen dieser „wirklich tollen Initiative“ ins Studio, und auch in der Hamburger Morgenpost war das eine voll rührende Geschichte, mit Tränchen. Geil. Allerdings schon vergangenes Jahr. Hat sich offenbar bewährt.

Während also in der Weltstadt Hamburg das Angebot noch Lücken aufweist, soll es in Hannover 19 so genannte Weihnachtsstuben geben, ebenso viele unterhält – neben der Traditionsveranstaltung „Nacht von 8 bis 8“ des Christlichen Vereins Junger Männer mit jährlich etwa 300 Gästen – allein die Anneliese-Loose-Hartke-Stiftung in Bremen, wo unter dem Motto „Weihnachten gemeinsam“ am Nachmittag und am Abend das Wort Einsamkeit ganz ausdrücklich vermieden werden soll. „Wir laden alle ein, die Weihnachten mal anders feiern wollen“, sagte Stiftungsvorstand Helmut Hafner dem evangelischen Pressedienst. Noch gesucht: freiwillige Helfer*innen.

In Hannover rechnet man mit 850 Besucher*innen der Weihnachtsstuben, genau prognostizieren lässt sich das freilich nicht: Es kämen in der Regel zwischen 20 und 100 Leute, heißt es. Die Erfahrung zeige, dass unter ihnen viele Ältere sind, deren Kinder oder Enkel vielleicht weit weg wohnen. Aber auch jüngere Menschen sind dabei, Studierende etwa, für die die Heimreise zu teuer oder zu weit oder beides ist. Auch viele Wohnungslose greifen auf das Angebot zurück. Das ist schön, da ist nichts gegen zu sagen – und vielleicht erzeugt das gesellige Beisammensein an Heiligabend ja so viel soziale Energie, dass es reicht, sich auch im Sommer um die Traurigen und Beladenen zu sorgen. Benno Schirrmeister

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