: Flyer über NS-Geschichte des „Lichtbringers“
Am Relief am Eingang der Böttcherstraße sollen künftig Flyer auf die NS-Geschichte des „Lichtbringers“ hinweisen. Bernhard Hoetger hatte sein Werk Adolf Hitler gewidmet. Die Linke fordert Aufklärung
Von Jean-Philipp Baeck
Die Böttcherstraße GmbH will künftig mit Flyern auf die besondere Verbindung der von ihr verwalteten Straße zum Nationalsozialismus hinweisen. Eine Box soll demnächst in der Nähe des Reliefs mit dem „Lichtbringer“ am Eingang die Informationen bereitstellen. Das antwortete der Senat am Dienstag auf eine Frage der Linksfraktion.
Eine Hinweistafel, wie es die Linke seit mehreren Jahren fordert, wird es demnach vorerst nicht geben. „Gespräche haben ergeben, dass ein solches Schild umstritten ist“, so der Senat.
Das Relief mit dem „Lichtbringer“ zeige „ikonografisch den Erzengel Michael im Kampf gegen den Höllendrachen. Bernhard Hoetger widmete das Werk explizit Adolf Hitler. Ziel war es, das Paula-Modersohn-Becker-Haus und das Haus Atlantis vor dem Abriss durch die Nationalsozialisten zu schützen“, heißt es vom Senat.
„Diese besondere Situation bedeutet, dass zwar die Widmung das Kunstwerk in den Kontext der NS-Ideologie stellt, das Kunstwerk selbst aber in seiner Intention nicht NS-verherrlichend ist. Das NS-Regime selbst hat das Kunstwerk abgelehnt“, erklärte der Senat weiter.
Diese Ambivalenz gelte ebenso für Gebäude in der Böttcherstraße. Aus Sicht des Senats müsste eine etwaigen Hinweistafel eine breite Kontextualisierung der Geschichte des „Gesamtkunstwerks Böttcherstraße“ enthalten. Flyer könnten das eher leisten.
Aus Sicht der Linksfraktions-Abgeordneten Claudia Bernhard, die das Thema in der Fragestunde aufgeworfen hat, wäre die Information über Flyer statt über eine Tafel durchaus eine Alternative. Nicht einverstanden ist sie allerdings mit der historischen Einschätzung des Senats. Statt als Erzengel Michael sei der „Lichtbringer“ eher als eine arische Heilsgestalt zu interpretieren, die auf den NS-Ideologen Herman Wirth zurückgeht. „Das Kunstwerk ist eindeutig NS-verherrlichend“, sagte Bernhard. „Es steht für den offensiven Versuch, eine arische Heilsgeschichte mit dem NS zu koppeln.“
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