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„Alles geht weg“

Der Katalog zu der von Ursula Block und Michael Glasmeier kuratierten Ausstellung „Broken Music“ wurde jetzt als Faksimile wieder aufgelegt

Interview Andreas Hartmann

„Broken Music“ hieß eine von Ursula Block und Michael Glasmeier kuratierte Ausstellung, die 1988 in der Berliner DAAD-Galerie stattfand. In ihr ging es um Schallplatten, deren Cover von Künstlern gestaltet wurden. Und um Kunstobjekte, die sich mit dem Medium Schallplatte beschäftigten. Der Katalog, der dazu in einer Auflage von 1.000 Stück erschien, entwickelte bald ein Eigenleben und gilt als das Standardwerk zum Thema schlechthin. Schon lange vergriffen, wurde er zum Sammlerstück, das zuletzt für unter 300 Euro nicht zu bekommen war. Nun gibt es das Buch wieder als Faksimile, herausgebracht von einem New Yorker Verlag. Wie es dazu kam, erzählt Ursula Block, die von 1981 bis 2014 in Charlottenburg den Plattenladen „Gelbe Musik“ betrieb, der auch eine Galerie war. Seit vier Jahren ist er geschlossen, aber ganz getrennt hat sich Ursula Block immer noch nicht von ihm. Und so trifft man sie zum Gespräch auch genau hier, in den Räumlichkeiten der ehemaligen „Gelben Musik“.

taz: Frau Block, Sie haben immer wieder gesagt, „Broken Music“ neu aufzulegen, sei viel zu aufwändig. Nun gibt es das Buch doch wieder. Wie kam es dazu?

Ursula Block: Letztes Jahr gab es eine kleine Ausstellung in New York, wo Teile aus meinem Broken-Music-Archiv gezeigt wurden. Dabei ergab sich der Kontakt mit dem Verlag, der das Buch jetzt neu herausgegeben hat. Die Leute vom Verlag waren so vertrauenswürdig und begeistert von dem Projekt, dass ich zugesagt habe. Einer von ihnen sagte mir, er habe als Student das Buch einmal in der Hand gehabt und fand es wahnsinnig interessant und wichtig. Ich dachte mir eigentlich: Okay, das Buch neu aufzulegen wird so schwierig sein, die werden wieder aufgeben. Zu sämtlichen Fotos und Textbeiträgen musste ja noch einmal das Copyright geklärt werden. Aber die haben das durchgezogen.

Wie wurde das Projekt finanziert?

Da gibt es offensichtlich private Sponsoren, genau weiß ich es auch nicht. Der Verlag ist ein Non-Profit-Unternehmen, der auch von Spenden unterstützt wird.

Dass „Broken Music“ so ein Kultbuch ist, das war Ihnen bewusst, oder?

Dass dem so ist, habe ich daran gemerkt, dass es immer wieder Anfragen gab, es neu aufzulegen, und dass es im Internet sehr hoch gehandelt wurde.

Wie genau ist die Entstehungsgeschichte von „Broken Music“?

Ich wollte unbedingt so ein Buch über Künstlerschallplatten machen. Das war ja das Hauptthema der „Gelben Musik“: Bildende Kunst und Musik. Durch den Laden kam das nötige Geld für das Buch nicht rein. Insofern war die Ausstellung „Broken Music“ nötig, um das Buch zu finanzieren. Eigentlich war die Ausstellung nur das Mittel zum Zweck.

Braucht man heutzutage einen Katalog zum Thema Künstlerschallplatte überhaupt noch? Reicht da nicht das Internet?

Das Internet ist doch nur brauchbar, wenn Sie ein wenig Vorwissen haben. Wo wollen Sie denn sonst anfangen mit Ihrer Suche?

Sie sagen selbst, das Buch „Broken Music“ sei das zentrale Projekt Ihrer Arbeit gewesen. Viele Jahre lang war es mehr oder weniger verschollen, nun ist es wieder da. Wie fühlt sich das an?

Für mich ist das natürlich ein wunderbarer Abschluss. Ich packe gerade immer noch meine Korrespondenzen in Umzugskartons. Alles geht weg, in ein Archiv. Wenn alles leer ist, werde ich auch die Räume hier aufgeben. Und gleichzeitig wurde dieses Buch noch einmal herausgegeben, das ist doch ein ganz schönes Gefühl.

Das Faksimile ist erstaunlich gut gemacht. Gibt es denn gar keine Änderungen im Vergleich zum Original?

Das Impressum ist natürlich anders. Und 2014, zum Ende der „Gelben Musik“, ist auch mein Hund verstorben, der hat ja sein ganzes Leben hier verbracht. Deswegen wurde der Reprint auch ihm gewidmet. „For Luzzi“ steht jetzt auf einer der ersten Seiten.

Ursula Block, Michael Glasmeier: „Broken Music – Primary Information“. 34 $

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