: „Johnston Press“ ist insolvent
Der britische Zeitungsverleger wurde von der neu gegründeten Firma „JPIMedia“ übernommen
Johnston Press, einen der größten Verleger von Lokal- und Regionalzeitungen im Vereinigten Königreich, gibt es nicht mehr. Das Zeitungshaus hatte am Freitagabend angekündigt, Insolvenz anzumelden, und ist im Laufe des Wochenendes von einer neu gegründeten Firma namens JPIMedia übernommen worden, deren Besitzer die Anleihegläubiger von Johnston Press sind. Im Zuge der Transaktion hätten die Gläubiger zugestimmt, die Schulden von 220 Millionen Pfund auf 85 Millionen Pfund zu reduzieren und eine Finanzspritze von 35 Millionen bewilligt, heißt es in einer Pressemitteilung der neuen Firma.
Das Verlagshaus besaß mehr als 200 Online- und Printtitel, die bekanntesten davon sind die Tageszeitung i und der über 200 Jahre alte The Scotsman. Deshalb betrifft diese Veränderung große Teile der britischen Branche. Schon seit Wochen hatten MitarbeiterInnen die Unsicherheit aushalten müssen, denn im Oktober hatte Johnston Press sich aufgrund riesiger Schulden selbst zum Verkauf gestellt. Seine enormen Schulden hatte es sich unter anderem aufgeladen, indem es noch vor der Finanzkrise Dutzende Zeitungstitel erworben hatte.
Das Geschäft werde weitergehen wie üblich, hatte Johnston-Press-Geschäftsführer David King in einer E-Mail an die Belegschaft geschrieben. Doch während Johnston Press sich zu versichern bemühte, dass die Jobs nicht gefährdet seien, gilt dasselbe nicht für die leistungsorientierten Pensionspläne. Diese Betriebsrenten werden vom staatlichen Pension Protection Fund (PPF) aufgefangen, der in Insolvenzfällen einschreitet. Das aber dürfte mit Einbußen für die Pensionäre einhergehen.
Die Gewerkschaft National Union of Journalist (NUJ) kritisierte das Vorgehen scharf: „Den Pensionsplan in den PPF zu zwingen ist ein furchtbarer Schlag für alle Teilnehmer des Plans. Während die neuen Besitzer mit einer Firma belohnt werden, frei von Verantwortungen und Verpflichtungen für ihre Rentenkasse“, so die Reaktion der NUJ-Generalsekretärin Michelle Stanistreet. Viele JournalistInnen äußerten sich in sozialen Medien besorgt. Sie fragen sich, welchen Einfluss die neuen Besitzer auf die lokale Medienlandschaft haben werden. Die Geschäftsführung jedenfalls ändert sich nicht: Chief Executive von JPIMedia ist David King, der vorher dieselbe Position bei Johnston Press ausfüllte. Eva Oer
Eva Oer ist für zwei Monate als Stipendiatin des IJP-Austauschprogramms bei der Tageszeitung „The Scotsman“ in Edinburgh.
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