: Wiese wird Stadt
Beim neuen Stadtteil Oberbillwerder will der Senat Urbanität mit dem Wohnen im Grünen und modernem Vekehrskonzept verbinden
Von Gernot Knödler
Der rot-grüne Senat will Neuallermöhe verdoppeln. Links und rechts des S-Bahnhofs Allermöhe, aber nördlich der Bahnstrecke will er einen 105. Stadtteil auf die grüne Wiese setzen. Der Masterplan hierfür ist Ende vergangener Woche vorgestellt worden. Er sieht fünf Quartiere mit eigenem Charakter, einen grünen Ring am Wasser und eine Abkehr vom Auto als Hauptverkehrsmittel vor.
Der Masterplan ist das Ergebnis einer öffentlichen Planungswerkstatt und eines städtebaulichen Wettbewerbs.„In Oberbillwerder möchten wir zeigen, wie verantwortungsvolle Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert aussieht“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Der Stadtteil solle autoarm und trotzdem mobil, ökologisch vorbildlich und „als wichtigstes Kriterium bezahlbar für Menschen aller Einkommensgruppen sein“.
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen, in dem die öffentlichen und genossenschaftlichen Firmen organisiert sind, bot dazu seine Expertise an. Zum Mobilitätskonzept äußerte er sich skeptisch: „Das ist europaweit Neuland, das hier betreten wird“, sagte Verbandsdirektor Andreas Breitner.
Der Plan sieht flächendeckend Tempo 30 vor. Radler sollen hier auf der Fahrbahn fahren. Es soll keine Parkplätze an den Straßen, sondern stattdessen in Parkhäusern geben. Die Veloroute 9 Richtung Innenstadt soll als Radschnellweg auf vier Meter Breite ausgebaut und ein Anschluss zur nördlich parallel verlaufenden Velorute 8 geschaffen werden.
Dazu sollen „Mobility Hubs“ kommen, an denen die Leute von öffentlichen Verkehrsmitteln auf Leihräder oder -autos umsteigen können. Dort soll es auch Paketstationen, Nahversorgung, Stadtteilbüros und Handwerkerhöfe geben. Vorgesehen ist auch ein Netz von Hauptstraßen, die in drei Richtungen den Anschluss an das übergeordnete Verkehrsnetz herstellen. Parallel dazu, aber nur zum Teil deckungsgleich, ist ein Hauptradwegenetz vorgesehen.
Ein großer Teil dieser Radwege wird im „Grünen Loop“ liegen, einem ringförmigen Park, durch den sich Gewässer und Fußwege ziehen. Dieser Park bildet als am tiefsten gelegene Fläche zugleich den zentralen Teil des Überflutungskonzepts für das Marschland. Es soll Fluten auffangen können, wie sie statistisch nur alle 100 Jahre einmal auftreten.
Laut Plan sollen in einem Quartier die Wettern erhalten und Wohnen am Wasser möglich werden. Ein weiteres Quartier soll im Norden einen behutsamen Übergang zur Landwirtschaft herstellen. Am urbansten soll das Quartier am S-Bahnhof werden, dessen Hauptachse sich in Neuallermöhe fortsetzt und beide Stadtteile verbinden soll.
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