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Flugzeug stürzt ins Meer

In Indonesien ist ein erst zwei Monate alter Jet der Billigfluglinie Lion Air wegen mutmaßlich technischer Probleme mit 188 Personen abgestürzt. Wahrscheinlich hat niemand überlebt

Von Sven Hansen

Wenige Minuten nach dem Start um 6.20 Uhr in der indonesischen Hauptstadt Jakarta bittet der Pilot des Fluges JT 610 die Flugsicherung darum umzukehren. 13 Minuten nach dem Start bricht der Funkkontakt zur Maschine der indonesischen Billigfluglinie Lion Air ab. Die Boeing 737 Max 8, die nach Pangkal Pi­nang auf der gut eine Flugstunde entfernten Insel Bangka vor Sumatra fliegen soll, stürzt rund 34 Seemeilen vor der Küste Javas ins Meer. An Bord sind laut Lion Air 189 Personen, nach Behördenangaben 188. Sie sind vermutlich alle tot. Warum der Pilot umkehren wollte, blieb unklar. Das Wetter machte jedenfalls keine Probleme.

Im Laufe des Montags werden erste Teile des Wracks gefunden, die in einem Ölteppich auf der Java-See schwimmen. Das Meer soll an der Absturzstelle nur 35 Meter tief sein. Das Wrack selbst wurde noch nicht gefunden. Hinweise auf Überlebende gibt es bisher nicht. Später bergen Taucher die ersten sechs Leichen.

Der Präsident von Lion Air, Edward Sirait, räumt am Montag ein, dass es am Vortag ein technisches Problem bei dem Jet gegeben habe. Er sei aber in der Nacht ordnungsgemäß behoben worden. „Alles nach Vorschrift“, so Sirait. Was das Problem gewesen sei, sagt er nicht. Sirait verweist darauf, dass die Maschine erst Anfang August in Dienst gestellt worden sei und nur 800 Flugstunden hinter sich hatte. Der Flugzeugtyp selbst ist erst seit 2017 unterwegs. Lion Air ist der erste und bisher größte Käufer. Laut Sirait sei auch der Pilot mit 6.000 Flugstunden sehr erfahren gewesen.

Auf den Flughäfen von Jakarta und Pangkal Pinang brechen Angehörige in Tränen aus. Trauer gibt es auch im indonesischen Finanzministerium, weil 20 seiner Mitarbeiter in der Unglücksmaschine gewesen waren.

Indonesische Fluglinien haben in Sicherheitsfragen generell einen schlechten Ruf. Ihnen war für jeweils rund zehn Jahre die Landung in den USA und Europa von den dortigen Behörden verboten worden, doch war im Juni die letzte Einschränkung aufgehoben worden.

Die 1999 gegründete private Billiglinie Lion Air, die mit 114 Maschinen größte Fluggesellschaft des Landes, hat bereits eine längere Unglücks- und Pannenserie. 2004 starben bei einer Bruchlandung im zentraljavanischen Solo 26 Passagiere. 2013 verfehlte eine Boeing 737 vor Bali die Landebahn und zerbrach davor im Meer. Passagiere mussten an Land schwimmen, es gab aber zum Glück aber keine Todesopfer.

Lion Air hatte mit alten Maschinen begonnen, in den letzten Jahren aber vor allem mit Rekordbestellungen von neuen Boeing- und Airbus-Flugzeugen Schlagzeilen gemacht. Die rasch expandierende Linie erwartet die Lieferung von weiteren 250 Jets. Bisher war der Ruf von Lion Air aber noch schlechter als anderer indonesischer Linien. Womöglich wuchs die Fluglinie viel zu schnell, um ihr Personal und ihre Strukturen entsprechend der Anforderungen schulen und organisieren zu können. (mit dpa/ap)

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