: Die obskure Hisbollah-Connection
Mehrere in Angola aktive internationale Geschäftsleute gelten in den USA als Finanziers des Terrorismus
Aus Luanda Pedro Agosto
Ist Angola ein Transitland für internationale Terrorfinanzierung? Zwei Geschäftsleute, die vom US-Finanzministerium wegen ihrer Beziehungen zur proiranischen Hisbollah-Miliz in Libanon als Terrorfinanzierer gelistet sind, haben Unternehmen in Angola. Es geht um den libanesischstämmigen Rohstoffhändler Kassim Tajideen, der im März 2017 in Marokko festgenommen und an die USA ausgeliefert wurde, sowie den ebenfalls libanesischstämmigen Hatem Barakat, der wegen Terrorfinanzierung sechs Jahre im Gefängnis in Paraguay gesessen hat und jetzt, erneut festgenommen, Angolas Hauptstadt Luanda als Geschäftsadresse angibt.
Nach US-Darstellung leitet die Tajideen-Familie kriminelle Netzwerke, die jedes Jahr mehrere hundert Millionen US-Dollar aus Drogengeschäften generieren und damit die Sicherheit der USA gefährden. Denn laut US-Finanzministerium ist Tajideen „ein wichtiger Geldgeber von Hisbollah“ – die vom Iran und Syrien unterstützte Schiitenmiliz Libanons, gegen die Israel mehrere Kriege geführt hat.
Kassim Tajideen ließ sich 1990 in Angola nieder, mitten im Bürgerkrieg. Er gründete zwischen 1991 und 1995 eine Reihe von Firmen in Luanda: Golfrate Holdings, Afri Belg Commercio e Industria, Grupo Arosfran Empreendimentos e Participacoes. Sie wurden im Jahr 2010 von den USA als Instrumente der Terrorfinanzierung gelistet und mit Sanktionen belegt – aber sie operierten weiter, wie sich herausstellt auch durch Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern.
Nach Angaben von Angestellten hat Angolas Regierung Tajideen gezwungen, diese Unternehmen zu verkaufen, aber sie seien dieses Jahr von Bevollmächtigten der Regierung erworben worden. Tajideen selbst sitzt in den USA in Untersuchungshaft, unter einer Anklage mit elf Punkten, darunter Geldwäsche und Bruch von Antiterrorsanktionen.
Hatem Barakat wurde vor Kurzem in der Grenzregion zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay unter dem Vorwurf der Geldwäsche zugunsten von Hisbollah festgenommen. Als Geschäftsadresse gab er einen Elektronik- und Spielwarenladen in der angolanischen Hauptstadt an: Infornet Princesa. Er lebte aber tatsächlich in Brasilien. Angola und Brasilien sind beide portugiesischsprachig und ökonomisch eng miteinander verbunden.
Hermenegildo José Felix, Staatssekretär für technische Belange im angolanischen Innenministerium, sagte, Angola werde seine Kooperation mit der UNO zur Terrorbekämpfung intensivieren. „Angola arbeitet an neuen Gesetzen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Einklang mit UN-Resolutionen“, sagte er.
Auf einem UN-Gipfel der Chefs von Terrorbekämpfungsbehörden im Juni sagte Felix, das Hauptproblem sei die Anwesenheit großer Zahlen illegaler Immigranten in den Diamantengebieten im Nordosten Angolas – Angola ist Afrikas drittgrößter Diamantenförderer, und Diamanten gelten historisch als Finanzquelle für Hisbollah über die Involvierung libanesischstämmiger Geschäftsleute.
Anfang Oktober begann Angola mit Massendeportationen mutmaßlich illegal eingereister Diamantenschürfer, vor allem aus dem Kongo. Diese Operationen haben bereits mehrere hunderttausend Menschen vertrieben und in der Demokratischen Republik Kongo eine humanitäre Krise ausgelöst.
Ebenfalls Anfang Oktober bezeichnete Präsident João Lourenço den internationalen Terrorismus als eine der wichtigsten Bedrohungen Angolas und betonte erneut die Notwendigkeit, Geldströme unter Kontrolle zu bringen und eine straffe Sparpolitik einzuhalten, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen.
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