: Kein Schiff wird kommen
Weil die Schleuse defekt ist, ist Wilhelmshavens innerer Hafen mindestens drei Wochen lang gesperrt. Betroffen sind Betriebe mit rund 1.000 Beschäftigten. Die Hafenwirtschaft macht das Verteidigungsministerium verantwortlich
Von Simone Schnase
Kein Schiff kommt mehr durch: Für mindestens drei Wochen ist der gesamte innere Hafen der Stadt Wilhelmshaven gesperrt. Beide Kammern der Doppelseeschleuse sind defekt. „Kaputtgespart“, sagt der Präsident der Hafenwirtschaftsvereinigung und macht das Bundesverteidigungsministerium dafür verantwortlich.
Ursache für die Sperrung sind Schäden an den sogenannten Unterwagen, auf denen die Schleusentore hin und her gefahren werden. Aus diesem Grunde wird die Schleusen-Ostkammer bereits repariert; seit Wochen schon ist sie deswegen außer Betrieb. Vergangene Woche traten auch noch Probleme am seewärtigen Tor der Westkammer auf, die so schwerwiegend waren, dass auch die andere Seite dichtgemacht werden musste.
Voraussichtlich bis mindestens zum 26. Oktober können keine Schiffe mehr ein- oder auslaufen, Ladung kann nicht gelöscht werden. „Im Innenhafenbereich liegen drei Schiffsreparaturwerkstätten – auch die können nicht mehr arbeiten“, sagt John Niemann, Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung.
„Dankenswerterweise bekommen wir Hilfestellung von Eurogate, die am Jade-Weser-Port Liegeplätze anbietet und auch von der Marine“, sagt er. „Aber die Geschäfte funktionieren drei Wochen lang nicht mehr.“ Rund 1.000 Beschäftigte arbeiten im Innenhafen. „Von denen haben die meisten wegen der geschlossenen Schleuse momentan nichts zu tun“, sagt Niemann.
Für die Hafenwirtschaft hat er einen Brief an das für die Schleuse verantwortliche Bundesverteidigungsministerium verfasst: „Das hat in den vergangenen zehn Jahren überall gespart in den Bereichen Service, Begutachtung oder Reparaturen“, sagt er. Dabei sei auch die Marine von der Sperrung betroffen: „Ein Teil des Marinearsenals liegt im Innenhafen – stellen Sie sich mal vor, jetzt passiert so etwas wie ein Ernstfall!“ Auch darauf habe er die Ministerin in seinem Schreiben aufmerksam gemacht.
Wie hoch der Schaden ausfallen wird, lässt sich derzeit noch nicht beziffern. „Er wird immens sein“, sagt Niemann. Vielleicht, sagt er, könnten die geschädigten Unternehmen die Verteidigungsministerin regresspflichtig machen: „Das müsste man juristisch prüfen lassen.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen