berliner szenen
: Probleme mit den Rohren

Zwei Tage konnten wir unser Bad wegen einer Verstopfung nicht nutzen und niemand Zuständigen erreichen. Am dritten Tag nimmt der Hausmeister sein Telefon ab und beauftragt einen Sanitärdienst. Der Mann, der geschickt wird, bleibt im Türrahmen stehen, sieht sich kurz um und meint dann: „Hier war ich doch schon einmal!“ Ich kann mich nicht gleich an ihn erinnern und entgegne zögerlich: „Das kann gut sein. Wir haben ständig Probleme mit den Rohren.“ Dann entsinne ich mich: Beim letzten Mal hat er nicht nur die Verstopfung beseitigt, sondern anschließend aus Mitleid auch noch unser ganzes Badezimmer gereinigt, weil meine Tochter und ich gerade krank waren.

„Natürlich! Sie sind der, der beim schlimmsten Kanalisationsgeruch Ruhe bewahrt, sich aber ekelt, seinem Sohn die Windeln zu wechseln!“, denke ich laut. Er wird rot: „Ja, genau. Der bin ich. Zum Glück ist mein Sohn mittlerweile trocken.“ Ich muss lächeln. Er schneidet eine Grimasse: „Aber Kanalisationsgestank kann mir immer noch nichts. Neulich wurde ich zu McDonald’s geschickt. Da war die halbe Kanalisation hochgekommen und die Leute sind alle abgehauen. Ich aber habe von der Arbeit so einen Hunger bekommen, dass ich erst mal ’n paar Burger geholt hab.“

Nach einer Stunde klopft er an der Wohnzimmertür: „Fertig. Alles wieder sauber, trocken und funktionabel.“ Ich betrachte das Bad. Es sieht aus, als wäre nie etwas vorgefallen. Am liebsten würde ich ihm vor Erleichterung und Dankbarkeit um den Hals fallen. Stattdessen sage ich nur: „Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder.“ Und füge dann schnell hinzu: „Ich meinte: Ich hoffe, Sie werden nie wieder hier hingeschickt, um unsere Rohre zu retten.“ Er lacht: „Das mache ich immer gern!“, wirft mir eine Kusshand zu und eilt zum nächsten Einsatz. Eva-Lena Lörzer