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Archiv-Artikel

„Absatz und Rendite sind zu steigern“

„Schwierig, weil entscheidend“ werden die nächsten drei Jahre für Volkswagen. Erklärte gestern der Chef der VW-Stammmarke, Bernhard. Damit meint er natürlich nicht neue Details des VW-Luxus-Managerleben. Sondern Stellenabbau

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Kostensenkungswünsche einerseits, Empörung über vermeintliche Luxusreisen andererseits – die VW-Arbeitnehmervertreter sind zunehmend in einen Zweifrontenkrieg geraten. Betriebsratschef Bernd Osterloh musste am Wochenende etwa einen sehr teuren Restaurantbesuch auf Mallorca erklären. Gleichzeitig musste seine Gewerkschaft IG Metall den VW-Chef Bernd Pischetsrieder an den gerade zehn Monate alten Tarifabschluss erinnern.

Für den Abschluss hatten die 103.000 Beschäftigten der westdeutschen VW-Werke im November 2004 auf Überstundenzuschläge und Anhebung der Stundenlöhne verzichtet – für die kommenden 28 Monate. Im Gegenzug untersagt der Vertrag einen Personalabbau in den westdeutschen VW-Werken bis 2012. Trotz des Abkommens hatte Pischetsrieder aber in einer Analystenkonferenz den Volkswagen-Standort Emden in Frage gestellt – der Passat wird dort für den US-Markt gefertigt. O-Ton: Könne das Auto in Emden nicht profitabel hergestellt werden, gebe es für den Standort „langfristig keine Zukunft in Europa“.

Beim VW-Hauptanteilseigner, der Landesregierung von Niedersachsen, führte die Äußerung des VW-Chefs keineswegs zum eigentlich erwartbaren Aufschrei des Entsetzens. Die Staatskanzlei in Hannover signalisierte Pischetsrieder im Gegenteil eher Zustimmung. Als gäbe es die neun Monate alte Beschäftigungsgarantie bei VW nicht, erklärte ein Regierungssprecher: „Das Land wünscht sich, dass sich die Tarifparteien bei VW mit dem Ziel einer Beschäftigungssicherung schnell einigen.“ Beste Beschäftigungsgarantie sei, „Absatz und Rendite zu steigern“.

Auch der Chef der VW-Stammmarke Volkswagen, Wolfgang Bernhard, kündigte gestern einen noch schärferen Sparkurs an. „Die nächsten drei Jahre werden für die Zukunft von Volkswagen entscheidend sein und deshalb sehr schwierig werden“, sagte er und will sein Sparprogramm nun nachjustieren. Bernhard will die Marke VW binnen fünf Jahren „wieder deutlich profitabel“ machen und bis dahin gleich zehn neue Modelle auf den Markt bringen. So will Bernhard den neuen VW-Geländewagen nicht unbedingt am Standort Wolfsburg bauen lassen, obwohl das in den letzten Tarifverhandlungen zugesagt wurde. Wie sein Chef Pischetsrieder, der die Kosten „entweder durch weniger Beschäftigte oder durch geringere Kosten je Beschäftigtem“ drücken will, macht auch Bernhard eine Standortentscheidung für Wolfsburg von Zugeständnissen der Arbeitnehmervertreter abhängig.

Die IG-Metall-Bezirksleitung in Hannover will sich zwar „der Notwendigkeit stellen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verstärken“. Bezirksleiter Hartmut Meine betonte aber auch, dass „die Schließung von Werken unter keinen Umständen in Frage kommt“ und der gültige Tarifvertrag einem Personalabbau sehr enge Grenzen setze.

So viel zur Beschäftigten-Front. Nun zu der anderen. Sage und schreibe 1.100 Euro hatte ein Restaurantbesuch auf Mallorca gekostet, bei dem es sich Betriebsratschef Osterloh schmecken lies. Klaus-Joachim Gebauer, Ex-VW-Manager und Hauptfigur der Affäre, sollte die Osterloh zunächst spendiert haben wollen. Osterloh musste nach eigenen Angaben darauf drängen, dass ihm das Geld vom Gehalt abgezogen wurde. Osterloh leidet. Zum Beispiel unter dem Luxusleben seines Amtsvorgängers Klaus Volkert. Letzte Woche war ein Kurztrip von Volkert, Gebauer und Ex-Skoda-Chef Helmuth Schuster bekannt geworden. Ziel: die Andamanen-Inseln.

Drei Manager. Nebst drei Begleiterinnen. Kosten: 155.000 Euro. Gezahlt hat natürlich VW.