Iran: Tödlicher Anschlag auf Militärparade

Bei Attentat in Ahwas sterben 29 Soldaten und Zivilisten. Teheran macht EU-Staaten mitverantwortlich, die „Terroristen beherbergen“.

Iranischer Soldat hilft einer Schutz suchenden Frau

Iranischer Soldat hilft einer Schutz suchenden Frau Foto: ap

Bei einem Angriff auf eine Militärparade in der Stadt Ahwas im Südwesten Irans sind am Samstag nach bisherigen Meldungen 29 Menschen getötet und mehr als sechzig verletzt worden. Bei den Tätern handelt es sich um vier uniformierte Männer, die sich in einem Park in der Nähe der Parade verschanzt hatten. Sie schossen zunächst auf eine Gruppe von Mitgliedern der Revolutionsgarden und danach auf die Zuschauertribüne. Dort sollen auch Frauen und Kinder getötet worden sein.

Der Anschlag war der schwerste dieser Art seit Jahren. Die Verantwortung dafür haben inzwischen sowohl der „Islamische Staat“ (IS) als auch eine Separatistengruppe, die sich „Arabische Befreiungsbewegung al-Ahwasieh“ nennt, übernommen. In dem vom Sprachrohr des IS, „Amaq“, veröffentlichten Bekennerschreiben hieß es, die Kämpfer hätten „eine Versammlung iranischer Truppen“ angegriffen.

Doch Beweise legte die Organisation nicht vor. Glaubwürdiger scheint die Gruppe „al-Ahwasieh“ zu sein. Deren Sprecher Jacub Hor al-Tostari sagte der BBC, der Anschlag sei Teil des Widerstands der Gruppe, die für die Rechte der arabischen Bevölkerung im Iran kämpft. Er untergrabe die iranische Regierung an einem Tag, an dem sie der Welt ihre Macht und ihre Kontrolle habe demonstrieren wollen, sagte al-Tostari der AP.

Al-Ahwas wurde vor neun Monaten als Dachverband verschiedener separatistischer Gruppen gegründet. Die Zentrale des Verbands befindet sich in den Niederlanden. Die Gruppe hat sich in den vergangenen Monaten durch Terroranschläge in der Provinz Chusistan bemerkbar gemacht.

Separatistische Bestrebungen

„Chusistan gehört den Arabern, alle Nichtaraber sollen die Provinz verlassen“, verkündet der Verband. Die Provinz am Persischen Golf grenzt an Irak. Hier befinden sich die größten Ölquellen des Landes. Seit Jahrzehnten gibt es separatistische Bestrebungen in der Provinz, die von den arabischen Nachbarstaaten unterstützt werden.

Irans Präsident Hassan Rohani sagte vor seiner Abreise zur UN-Vollversammlung: „Diejenigen, die diesen Terroristen Informationen und Unterstützung bei der Verbreitung ihrer Propaganda gewähren, werden sich dafür verantworten müssen.“ Außenminister Mohammad Dschwad Sarif machte „regionale Unterstützer und ihre US-Herren“ für den Anschlag verantwortlich. „Der Iran wird schnell und entschieden zur Verteidigung iranischer Leben antworten“, sagte er.

Das Teheraner Außenministerium bestellte die Botschafter Dänemarks und der Niederlande sowie den Geschäftsträger Großbritanniens ein. Ihnen wurde vorgeworfen, einige Mitglieder der arabischen Organisation, die den Anschlag verübt habe, zu beherbergen. Es sei „inakzeptabel, dass die Europäische Union die Mitglieder dieser terroristischen Gruppen nicht auf ihre Schwarze Liste setzt, nur weil sie auf europäischem Boden keine Verbrechen verüben“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Washington hat den Anschlag ebenso verurteilt wie Russlands Präsident Wladimir Putin und einige EU-Staaten. Aus dem Weißen Haus hieß es: „Die USA unterstützen das iranische Volk und empfehlen der Teheraner Führung, sich mehr auf den Schutz der eigenen Bevölkerung zu konzentrieren.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.