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Auch andere im Blick

Schule ist ein sozialer Raum. Das spiegelt sich im Alltag freier Einrichtungen auf unterschiedliche Weisen wider: mit internationalen Projekten und lokalem Einsatz

Von Manfred Ronzheimer

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Der bekannte pädagogische Leitsatz bestimmt den Unterricht der Freien Schulen in besonderer Weise. „Engagiert, sozial & innovativ“, so lauten die zentralen Werte der nichtstaatlichen Schulen in privater oder kirchlicher Trägerschaft. „Wir engagieren uns für gute Bildung, sozial in der Bereitschaft, unseren Beitrag zu leisten, damit kein Kind verlorengeht, und innovativ, wenn es darum geht, unsere Pädagogik im Blick auf neue Herausforderungen weiterzuentwickeln“, heißt es in der Selbstbeschreibung der Freien Schulen in Berlin.

„Lernen in Vielfalt ist die Voraussetzung für gute Bildung, denn Menschen wachsen am anderen“, sagt Tobias Zimmermann SJ, der Rektor des Canisius-Kollegs. Die Jesuitenschule in Berlin ist ein Gymnasium, das 820 SchülerInnen aus vielen Ländern besuchen – mehr als 30 Muttersprachen werden hier gesprochen – und keineswegs nur Katholiken. Ein Fünftel sind Protestanten oder stammen aus anderen religiö­sen und weltanschaulichen Umfeldern. Den Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder in einer Schulkultur des Respekts und des Dialogs über die Grenzen von Nationen erzogen werden.

Realisiert wird dies unter anderem durch eine Schulpartnerschaft mit Simbabwe. „Wie der Frankreichaustausch die Freund­schaft der europäischen Nachbarn unter­stützt, so erhält hier eine kommende Gene­ration die Chance, gegenseitiges Verständnis und Beziehungen über die Grenzen Europas hinaus in einer solidarischen Nachbarschaft zu entwickeln“, beschreibt das Canisius-Kolleg ihr Afrika-Projekt. Auch bei der Integration von Flüchtlingskindern ist die Schule engagiert. Nach Erwerb des deutschen Sprachdiploms konnte eine „Willkommensklasse“ mit 14 Schülern in vorigen Jahr in den Regelunterricht übernommen werden. Zwei von ihnen haben sogar den ersten und den zweiten Platz des Landeswettbewerbs „Jugend debattiert in Willkommensklassen“ gewonnen. Ihre Integrationserfahrungen geben sie im Rahmen einer interkulturellen Jugendgruppe an andere junge Menschen in Flüchtlingsheimen weiter.

An der Kant-Oberschule, einer internationalen Schule mit 2.200 Schülern an drei Standorten im Süden Berlins, prägt das Diktum des Namensgebers – „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – die Ausbildung zu kritisch denkenden Menschen. „Im Hause Kant ermutigen wir Schüler, Eltern und Lehrkräfte täglich, sich sozial zu engagieren, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen und sich im Umgang miteinander respekt- und rücksichtsvoll zu zeigen“, beschreibt die Schule ihren Ansatz.

Ein besonders Projekt ist die seit 2008 bestehende Kooperation zwischen der Kant-Schule und der „Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen“ (Achse). Dabei gelang es der Schul­gemeinschaft, sich wichtigen gesellschaftlichen Fragen im Umgang miteinander zu stellen – ob gesund oder krank, normal oder anders, wurde in einer Bilanz festgestellt. „Für die Schülerinnen und Schüler einer von vielen weiteren Schritten auf dem Weg zu einer toleranten und empathischen Haltung.“

In weiteren internationalen Projekten werden Straßenkinder in Uganda oder ein Waisenhaus in Thailand unterstützt. Die Oberschüler der Kant-Schule starten jedes Jahr zum Spendenlauf, dessen Erlöse dem „Kältebus“ der Berliner Stadtmission zugute kommen. Die Parzival-Schule in Zehlendorf ist eine Waldorfschule mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt. In den Klassenstufen 1 bis 12 werden rund 140 Schüle­rinnen und Schüler unterrichtet, wobei die men­schenkundlichen Erkenntnisse Rudolf Steiners die pädagogische Grundlage bilden. „Projektarbeit ist an unserer Schule ein elementarer Bestandteil“, erklärt Schulleiter Flemming Herre. „Unser Anliegen innerhalb dieser Projektzeiten ist es, den Schülerinnen und Schülern in Form von Vorplanung, Durchführung und Reflexion die Möglichkeit zu geben, in ganzheitli­che Lernprozesse einzutauchen.“

In der künstlerisch und musisch ausgerichteten Schule spielt die praktische Lernarbeit in Werkstätten eine besondere Rolle. Hier werden auch Reparaturen für die Schule ausgeführt, im Kräutergarten wird Unkraut gezupft und Papier aufgelesen. Die Absicht dahinter: Alle sollen sich verantwortlich fühlen für die Schulgebäude, die Frei- und Spielflächen. Am Ende der Schulzeit wartet eine besondere Praxisprüfung: die Weberei, wo an großen Webstühlen die Unzahl bunter Fäden zu einem sinnvollen Stoff-Ensemble zusammengestrickt werden sollen. „Wer hier durchhält und am großen Webstuhl das geplante, angefangene Stück zu Ende bringt“, sagt Herrad Marmon, die Geschäftsführerin der Parzi­val-Schule, „der hat Großes vollbracht und ist gut ausgebildet.“

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