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Archiv-Artikel

ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI Traumhafter Adrenalinkick

Na ja, meinte die Redaktion, „Inception“ sei ja streng genommen kein Krimi – aber besser als die „Tatort“-Trutsche aus Konstanz sei er allemal. Grund genug, ihn als rezensionswürdig durchgehen zu lassen. Aufregender ist er allemal: Es ist einer dieser seltenen Filme, bei denen man vor Anspannung auf die Stuhlkante vorrutscht. Und dann dort zweieinhalb Stunden lang reglos sitzen bleibt.

Was Regisseur Christopher Nolan da 2010 ins Kino gebracht hat: Cobb (Leonardo DiCaprio) ist Einbrecher – er dringt in die Träume anderer ein und klaut dort Informationen. Nun wird er mit seiner Truppe (Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy) damit beauftragt, einem Energieerben eine zerstörerische Idee einzupflanzen – „Inception“ eben. Damit wird’s kompliziert: Sie müssen so tief ins Unterbewusstsein des Opfers vordringen, dass ein Traum nicht genügt. Sprich: Sie brauchen zehn Stunden in der Realität, eine Woche im Traum – und im Traumtraum zehn Jahre. Und so segelt auf der einen Traumebene ein Transporter in Slow Motion von der Brücke aufs Wasser zu, eine Traumstufe weiter schweben die Insassen im Hotelzimmer, noch tiefer im Dämmer geraten sie in eine Lawine. Die Realitätsebenen verwischen, Städte falten sich übereinander, Charaktere wie Zuschauer drohen sich in diesen Illusionen zu verlieren. Umzingelt von der Defensive der eigenen Psyche, dummerweise mit Maschinengewehren ausgestattet.

Dass sich Traumschicht um Traumschicht entfaltet, ob Cobb seine Frau (Marion Cotillard) nun ermordet hat oder nicht, ist der kleine Krimianteil – und verweist auf Nolans ersten großen Film, „Memento“. Der rückwärts erzählte Mordthriller gehört immer noch zum besten Kino aller Zeiten. Von Nolan ist allerdings auch der aktuelle Batmanfilm, bei dem man mühelos einschlafen konnte – undenkbar bei „Inception“. Ein abendfüllender Adrenalinkick. Und wer einen Beamer hat: Hier lohnt er sich.

„Inception“; Sonntag, 20.15 Uhr, RTL