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Archiv-Artikel

Die sanften Methoden

MEDIZIN Was bedeutet es eigentlich, sich „alternativ“ behandeln zu lassen? Und was ist der Unterschied zur klassischen „Schulmedizin“? Überblick zu den wichtigsten Richtungen der alternativen Heilkunde

Unter „Schulmedizin“ versteht man Therapieverfahren, welche an den Hochschulen unterrichtet und von den meisten Ärzten praktiziert werden. Deren Goldstandard bildet die „Evidence-based Medicine“. Dabei soll der Arzt mit Hilfe der überzeugendsten wissenschaftlichen Belege gemeinsam mit dem Patienten und unter Berücksichtigung von dessen individuellen Bedürfnissen eine Entscheidung über die einzuleitende Therapie treffen. Gängige Praxis ist es allerdings oft, dass der Arzt versucht, den Patienten zur best-evaluierten Therapie zu überreden. Verfahren, welche die wissenschaftlichen Kriterien der Wirksamkeit nicht erfüllen, werden oftmals als „Scharlatanerie“ abgetan.

Doch viele Verfahren aus diesem Reich der „Scharlatanerie“ haben eine lange Tradition und scheinen zu funktionieren. Das zeigt sich etwa an der jahrtausendealten chinesischen Medizin, die man ebenso wie zahlreiche andere Verfahren zur „Alternativen Medizin“ zählt: die sich als Alternative zu wissenschaftlich begründeten Verfahren verstehen. Deren Befürworter betonen die Nähe zur Natur und die meist fehlenden oder gering ausgeprägten Nebenwirkungen dieser „sanften Medizin“.

Dazu gehört etwa die während der Wende zum 19. Jahrhundert begründete Homöopathie. Nach dem Prinzip „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ verwendet sie stark verdünnte Wirkstoffe, welche sich an den individuellen Symptomen des Patienten orientieren.

Die TCM fußt auf einem philosophischen Konzept, das dem der Homöopathie entgegensteht: der Allopathie. Hier wird nicht Ähnliches durch Ähnliches geheilt, sondern der Ausgleich angestrebt. Nach dieser Lehre ist Gesundheit ein schwingender Zustand, der auf dem Gleichgewicht des Organismus und der auf ihn einwirkenden Kräfte, etwa Klimafaktoren und Emotionen, beruht. Kommt es zum Ungleichgewicht, zum Beispiel zu einer Anreicherung von Hitze im Körper, so wird dieser Zustand entweder mit dem Abführen von Wärme oder mit dem Einbringen von Kälte therapiert. Die in Deutschland praktizierenden TCM-Therapeuten verwenden hauptsächlich Akupunktur, wobei in China vor allem Kräuter verschrieben werden.

Die anthroposophische Medizin fokussiert über den physischen Leib hinaus weitere, sogenannte feinstoffliche Ebenen, die auch als „Wesensglieder“ bezeichnet werden. Hierbei stehen mineralische, pflanzliche und tierische Substanzen zur Verfügung, welche oftmals in homöopathischen Dosen eingesetzt werden. Ebenfalls angewendet werden rhythmische Massage, Eurythmie und anthroposophische Kunsttherapie.

Das Spektrum der „Alternativen Medizin“ umfasst viele weitere Strömungen, etwa die Kneipp-Therapie oder den Yoga. Angewendet werden alternative Heilverfahren nicht nur von Heilpraktikern, sondern auch von Physiotherapeuten, Hebammen und Ärzten. MARKUS HAHN, TIMO REUTER

■ Infos im Netz: www.verzeichnis-alternativmedizin.de und www.wegmanklinik.ch Buchtipp: „Mind-Body Medizin“ von Gustav Dobos