Japan in der Kritik: Walfänger töten Tiere im Schutzgebiet
Die Internationale Jahrestagung zum Erhalt von Walen startet mit einem Eklat: Japan will die Schutzregeln lockern. Umweltschützer warnen.
Seit 1986 verbietet das internationale Walfangmoratorium der IWC die kommerzielle Jagd auf die Meeressäuger – eigentlich. Doch japanische Walfangflotten nutzen rechtliche Schlupflöcher gnadenlos aus. Insgesamt wurden weltweit seit 1986 fast 40.000 der geschützten Tiere getötet.
Zu den Walfang-Nationen gehören auch Island und vor allem Norwegen. Am berüchtigtsten ist jedoch Japan, welches offiziell eine Sondergenehmigung zum Töten von Walen für wissenschaftliche Zwecke hat. Dass es sich dabei um eine Farce handelt, gilt als offenes Geheimnis – das Fleisch geschlachteter Wale wird zum Verzehr verwendet.
Nach einer Klage Australiens beim Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag hatte das UN-Gericht im März 2014 geurteilt, dass die Wissenschaft für Japan nur ein Vorwand für die Jagd aus kommerziellen Gründen sei. Schließlich macht das Land auch gar keinen Hehl daraus, den kommerziellen Walfang wieder legalisieren zu wollen. Wer dagegen ist, gilt in Tokio als „Öko-Imperialist“.
Japan leitet Tagung
Beim IWC-Treffen in Brasilien will Japan seine Argumente für die Legalisierung präsentieren. Die aktuelle WWF-Meldung wirft ein Schlaglicht auf ein brisantes Detail: Die diesjährige Tagung wird von Japan geleitet. Experten warnten bereits im Vorfeld, dass das Land diese Gelegenheit ausnutzen könnte, um eine „Renaissance des Walfangs“ voranzutreiben. Japan hat bereits entsprechende Anträge eingereicht und fordert ein Komitee für „nachhaltigen Walfang“.
Stephan Lutter, WWF
Stephan Lutter, Wal-Referent beim WWF Deutschland, kommentierte: „Japan will die IWC zu einem Walfänger-Club umbauen.“ Der WWF forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, „sich der Rückkehr des kommerziellen Walfangs entschieden entgegenzustellen“. Brasilien hat einen Gegenentwurf zu Japans Anträgen vorgelegt, der den Schutz der Meeressäuger „stärker ins Zentrum der IWC“ stellt. Der WWF unterstützt das und wirbt dafür, auf Bestände wie vor dem Beginn der industriellen Waljagd hinzuarbeiten, damit die Tiere „ihre Rolle in den ozeanischen Ökosystemen richtig ausfüllen können“, so Lutter.
Bisher hat Japan sich von Enthüllungen und Argumenten nicht beeindrucken lassen. Solange die Wal-Frage weiter die Lager spaltet, ist die Zeit wohl noch nicht reif, das Wort „Fang“ aus dem Namen der IWC zu streichen. Dabei sei „Internationale Walkommission“ angemessener, schlug die indische Delegation einmal vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen