: Kebabpoesie
Flüchtige Skizzen aus einer fettigen Welt: Die Schweizer Künstlerin Selina Ursprung hat ihre Besuche in Dönerläden in gezeichnete Reportagen verwandelt
Dönerläden sind keine Orte, an denen Essen überhöht wird. Es sind kulinarische Verrichtungsanstalten, Sattmachstellen, bei denen man genau weiß, was man kriegt, was ja sehr tröstlich sein kann.
Die Künstlerin Selina Ursprung war in Dönerläden: im Akroum Snack, im Lezzet Grill und im Palmyra Takeaway, im kübbanw, in der Pittaria, im Cyberkebap und vielen weiteren in ihrer Schweizer Heimatstadt Biel, in Bern, wo sie Visuelle Kommunikation studiert hat, und in Berlin, wo der Döner angeblich seine Heimat hat. Sie hat gegessen, geschaut und gelauscht.
Entstanden sind Zeichnungen, so präzise wie leicht. Dazu Textminiaturen voller Poesie, kurze Sätze meist, stakkatohaft und pragmatisch wie die Essenszubereitung in den Imbissen. „Finger tanzen, verrenken sich und bilden Formen. Schön kleckern und vorteilhaft essen. Aufpassen, Mund abwischen, Blick aufrichten. Mit geübtem Fingerspitzengefühl. Eingespielte Handbewegung. In der Welt mit zehn Fingern.“
Aus den Skizzen, Texten, Impressionen wurde zunächst Selina Ursprungs Diplomarbeit. Nun ist ein Buch daraus entstanden. 160 Seiten Kebab-Reportagen. Guten Appetit. Michael Brake
Selina Ursprung: „Mit blauem Pulli und Falafel Fladenbrot“. Edition Moderne, Zürich 2018, 160 Seiten, 28 Euro
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