: Unesco-Berater besuchen City-Hof
Initiative überrascht mit Protestaktion. Der Denkmalverein befürchtet einen fatalen Präzedenzfall
Zwei Expertinnen des Unesco-Beratergremiums Icomos haben sich über den geplanten Abriss der denkmalgeschützten City-Hochhäuser informiert. Die Hochhäuser aus den 1950er-Jahren sollen durch einen Neubau mit rötlicher Backstein-Fassade ersetzt werden. Dagegen gibt es seit Längerem Protest.
Mitglieder der Bürgerinitiative City-Hof, die gegen den Abriss kämpft, begleiteten die Delegation mit einer Überraschungsaktion. Sie hielten Pappwände in Backsteinoptik in die Höhe, mit denen sie der Delegation die Sicht blockierten.
Die Kritiker befürchten, der Neubau könnte Sichtachsen versperren und somit den „universellen Wert“ des Weltkulturerbes Kontorhausviertel und Speicherstadt beeinträchtigen. Nach einem Arbeitstreffen mit Senatsvertretern wollten sich die Beraterinnen auch zu Gesprächen mit den Abriss-Gegnern treffen, etwa dem Denkmalverein, dem Verein City-Hof und Bürgerschaftsabgeordneten.
„Dass die Beratungsmission überhaupt stattfindet, ist ein Erfolg der zahlreichen Gegner_innen des geplanten Abriss des City-Hofs,“ kommentiert Heike Sudmann, Abgeordnete der Linken den Termin. Die Beratungsmission der Unesco zeige, wie wichtig der City-Hof für das Welterbe sei. Erstmals seien dazu gesellschaftliche Gruppierungen, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, eingeladen. „Dem Senat wird die Deutungshoheit über den City-Hof entrissen“, sagte Sudmann.
Aus Sicht des Denkmalvereins wäre dessen Abriss ein fatales Signal. Er käme einer „Einladung zum fahrlässigen Umgang mit Welterbestätten gleich“. Der Denkmalrat betonte darüber hinaus die Bedeutung des City-Hofs für die Pufferzone des Kontorhausviertels. Er kritisierte, dass er bisher keine Akteneinsicht erhalten habe.
„Ich denke, dass wir noch einmal verdeutlichen konnten, dass der Abriss der City-Höfe und der Neubau keine Veränderung für den Wert des Welterbes bedeuten“, sagte dagegen Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Der City-Hof sei kein Teil des Welterbes, da er mit dem Kontorhausviertel und seiner geschlossenen Backsteinarchitektur bewusst breche.
Auch Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) betonte: „Bei der Planung und der städtebaulichen Neuordnung haben wir von Beginn an den Bezug zum Kontorhausviertel des Welterbes geachtet und mit berücksichtigt.“
Laut Kulturbehörde werden die Berater nach ihrem Besuch einen Bericht anfertigen und diesen der Unesco zur Verfügung stellen. In ein paar Wochen werde dann die Stellungnahme der Unesco vorliegen. (dpa/taz)
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