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heute in bremen„Es wird frisches Bananeneis geben“

Mona Louisa-Melinka Hempel, 25, bildet zusammen mit Jasmin Schädler und Calendal das Performance-Kollektiv der apokalyptischen tänzer*innen.

Interview Jan-Paul Koopmann

taz: Frau Hempel, ist das Format „Kochshow“ apokalyptisch?

Mona Hempel: Naja, Apokalypse bedeutet ja im eigentlichen Sinn enthüllen und offenbaren. Und eine Kochshow ist auf jeden Fall Enthüllung eines Prozesses und Eröffnung neuer Perspektiven, die vielleicht in Weltuntergangsszenarien hilfreich sind.

Was kochen Sie denn?

Wir verarbeiten verschiedene Sorten Bananen zu Geschmackserlebnissen. Es wird frisches Bananeneis geben, aber auch Nahrung für andere Sinne: So vielfältig, wie die Banane in der Küche verwendet werden kann, ist auch ihre Kultur- und Handelsgeschichte.

Wie entwickeln Sie denn aus Bananen eine Performance?

Während unseres Aufenthalts in Bremen haben wir uns mit Menschen getroffen, die direkt und indirekt mit der Banane und ihrer Geschichte zu tun haben. Aber natürlich spielen auch popkulturelle Phänome eine Rolle wie Carmen Miranda als Vorbild für das Chiquita-Logo und Josephine Baker, die mit dem Bananenrock die ihr entgegengebrachte Exotisierung in Erfolg umwandelte. Aus diesem Material schaffen wir eine Performance, bei der uns wichtig ist, Perspektiven zu öffnen und mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen und eben nicht didaktisch aufzutreten.

Ist die Kochshow dabei Teil des Proben- oder des Rechercheprozesses?

Beides: Wir schließen mit ihr unseren ersten Bremer Rechercheblock zur Banane ab. Zum einen möchten wir bestimmte Rezepte und ästhetische Versuche endlich mal präsentieren, gleichzeitig ist es auch eine Möglichkeit, frühzeitig mit dem Publikum in Dialog zu treten.

„Banana Island – die Kochshow“: offene Probe der apokalyptischen tänzer*innen, Brauhaus­foyer, 16 Uhr

Ist Bananenkonsum ein kolonialistisches Phänomen?

Uhhh, mmmmhhh… Ja. Es ist ein koloniales Phänomen, so wie der Konsum von Südfrüchten allgemein. Hierbei ist im deutschen Kontext vor allem die „Deutsche Kamerun Bananen“ zu nennen, die sich in der NS-Zeit großer Beliebtheit erfreute, im Vergleich zur westindischen Banane, über die ein Importverbot verhängt wurde.

Ist Ihr Eindruck, dass die Deutschen durch ihren extensiven Bananenkonsum etwas kompensieren … ?

Vielleicht die wenig aufgearbeitete Kolonialgeschichte. Spannend zu erwähnen ist hier auch, dass die Deutschen in den römischen Verträgen von 1957 festschreiben ließen, die Banane zollfrei einführen zu dürfen – vielleicht, um den Verlust ihrer Kolonien zu kompensieren. Der heute angesetzte Zollbetrag wird von den Händlern nur für erntegrüne Bananen bezahlt. Bananen, die während des Transports an- oder ausgereift sind, gelten dagegen als „kontaminiert“ und werden noch auf dem Hafengelände entsorgt – statt dass man sie zum Beispiel als Tierfutter vertreibt.

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