piwik no script img

Noch Vermisste nach Einsturz

Im norditalienischen Genua könnten noch 10 bis 20 Personen in den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke liegen

Von Eva Oer

Nach dem Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke an der A10 im norditalienischen Genua suchen Rettungskräfte weiter in den Trümmern nach Opfern oder Überlebenden. Am Donnerstag bezifferte die Polizei die Zahl der Todesopfer auf 38 – am Vortag war von mehr Toten die Rede gewesen. „Es könnte noch 10 bis 20 verschüttete Personen geben“, sagte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi laut Nachrichtenagentur Ansa.

Die Feuerwehr suchte in der Nacht auf Donnerstag mit Baggern und Kränen, mit denen die Einsatzkräfte Schutt und Trümmer aus dem Weg räumten, nach Verletzten. „Letzte Nacht hatten wir kein Glück, wir haben niemanden gefunden“, sagte Feuerwehrsprecher Emanuele Gissi. Für die bisher geborgenen 38 Toten soll es Samstag ein Begräbnis geben. Für den Tag ist Staatstrauer angesetzt.

Die viel befahrene Morandi-Brücke war am Dienstag während eines Unwetters auf einem Teilstück eingebrochen. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hatte am Mittwochabend den Notstand in der Hafenstadt ausgerufen, der für zwölf Monate gelten sollte. Aus einem nationalen Notfallfonds werde der Stadt zudem eine Soforthilfe von 5 Millionen Euro zugutekommen, kündigte Conte an.

Schon am Vortag hatte Italiens Regierung den Betreiber der Mautautobahn für den Einsturz verantwortlich gemacht, dem Unternehmen Autostrade vorgeworfen, die Brücke nicht ausreichend gewartet zu haben und mit Lizenzentzug gedroht. Autostrade hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Am Donnerstag drohte Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio mit einer Verstaatlichung der Autobahnen. Wenn die Betreiber ihre Aufgabe nicht richtig erfüllten, dann müsse der Staat die Autobahnen übernehmen, sagte Di Maio im Rundfunk. Autostrade hätte mehr in die Sicherheit investieren sollen, als sich über die Dividenden Gedanken zu machen, sagte Di Maio. Innenminister Matteo Salvini forderte, dass das Unternehmen umgehend die Mautgebühren aussetze.

Er wiederholte auch seine Kritik an der EU: Italien dürfe nicht von Sparauflagen davon abgehalten werden, genug für die Sicherheit der BürgerInnen ausgeben zu können. Die EU-Kommission in Brüssel wies das zurück: Mitgliedsstaaten könnten ihre politischen Prioritäten innerhalb der geltenden Haushaltsregeln selbst festlegen, sagte ein Sprecher.

(mit Agenturen)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen