das portrait: Bei Netflix sorgt Shonda Rhimeskünftig für mehr Normalität
Jede Woche heißt es für Millionen Zuschauer*innen in den USA: #TGIT. Also: Thanks God it’s Thursday. Denn Donnerstags laufen bei ABC gleich drei Serien der afroamerikanischen Drehbuchautorin und Produzentin Shonda Rhimes im Abendprogramm.
Doch damit ist bald Schluss. Künftig wird Rhimes mit ihrer Produktionsfirma „Shondaland“ exklusiv für Netflix Serien, Filme und Dokumentationen produzieren. Und die ersten acht (!) davon hat sie jetzt in einem Interview mit der New York Times vorgestellt.
Zu ihren neuen Projekten zählen eine Dokumentation über die Tänzerin Debbie Allen wie auch Serien über die afroamerikanische Geschichte zu Londoner High-Society-Zeiten, Sexismus im Silicon Valley und über die kalifornisch-mexikanische Grenze um 1840.
Wer TIGT-Anhänger*in ist, weiß, dass einen bei Rhimes viel Drama und Tod erwartet. In ihrer ersten Serie „Grey’s Anatomy“ folgt auf einen Autounfall ein Fährunglück, eine Explosion, ein Amoklauf, ein Flugzeugabsturz, ein Erdbeben und eine Überschwemmung. Keine Staffel vergeht ohne Katastrophen – und das überaus erfolgreich. Kürzlich ging die Serie in die 15. Staffel.
Und auch bei Rhimes’ Serien „Scandal“ und „How To Get Away With Murder“ geht es ähnlich dramatisch zu, wenn eine Krisenmanagerin versucht, Politskandale zu verhindern, oder eine Juristin ihren Student*innen beibringt, wie man erfolgreich Mörder*innen vor Gericht verteidigt.
Doch was Rhimes’ Serien auszeichnet, ist nicht unbedingt nur die dramatische und teilweise absurde Storyline. Als vor 15 Jahren die meisten Serien noch mit maximal einem „Quotenschwulen“ besetzt wurden, war der Cast bei Rhimes schon immer divers.
In jeder Serie gibt es mindestens eine starke Frau als Protagonistin, LGBTIQ- und nichtweiße Menschen sind die Regel und nicht die Ausnahme. Rhimes verhandelt gesellschaftlich relevante Themen, sei es rassistische Polizeigewalt, Sexarbeit oder der Umgang mit Homosexuellen in der US-Armee.
Das Wort „Diversität“ mag Rhimes allerdings nicht. Stattdessen spricht sie von „Normalität“. Die „Scandal“-Protagonistin Kerry Washington, erklärte das mal so: „Rhimes geht es bei dem Ausdruck Normalität nicht um Symbolpolitik oder offensichtliche Stereotype. Es geht darum, Charakteren mit unterschiedlichsten Hintergründen die Möglichkeit zu geben, ihre Geschichten zu erzählen – ohne das zur Geschichte zu machen.“
Der Millionendeal zwischen Rhimes und Netflix ist eine Win-win-Situation. Denn Netflix hat dem Konkurrenten Disney, dem der Sender ABC gehört, eine der wichtigsten Serienmacher*innen weggekauft. Rhimes wiederum verspricht sich mehr Reichweite, ein höheres Budget und mehr inhaltliche Freiheiten.
Die konkreten Titel und Ausstrahlungstermine der neuen Projekte sind noch nicht bekannt. Doch werden sie ganz bestimmt dazu beitragen, Netflix noch ein bisschen normaler zu machen. Carolina Schwarz
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