: Konzernen den Profit abgraben
Gestern wurde mit dem offiziellen Spatenstich für ein Gaskraftwerk in Hamm ein Bauvorhaben von 43 Regionalversorgern begonnen. Das Kraftwerk soll sie von Großkonzernen unabhängiger machen
VON ELMAR KOK
Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher in Deutschland freut sich über eine gestern in Hamm eröffnete Baustelle. „Das finde ich super, das macht Sinn“, sagte Peters gestern zum Bauvorhaben der Trianel GmbH. Sie wird, zusammen mit 27 anderen Gesellschaftern innerhalb der kommenden zwei Jahre ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) errichten. Auf bis zu 13 Hektar Fläche wird auf dem Gelände der Firma DuPont in Hamm-Uentrop ein 800-Megawatt-Kraftwerk entstehen, das die Kunden von 43 unabhängigen Stadtwerken und Regionalversorgern aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich beliefern wird.
Peters sagte gestern zur taz, der Kraftwerksneubau sei „ein wichtiger Schritt, sich aus der Umklammerung der großen Energiekonzerne zu lösen“. Peters‘ Verein vertritt über 7.000 private Energieverbraucher in Deutschland. Christa Thoben, CDU-Wirtschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen, nannte das Projekt gestern „eines der größten und wichtigsten industriellen Investitionsvorhaben in Deutschland“. Es symbolisiere in der Energiewirtschaft einen neuen Aufbruch. Zudem forderte Thoben mehr Wettbewerb. „Nicht nur, aber auch in der Energiewirtschaft.“
Der Arnsberger Regierungspräsident Helmut Diegel (CDU) versprach den Bauherren, dass seine Behörde im laufenden Genehmigungsverfahren „den Turbogang“ einschalten werde, damit sicher sei, dass das Kraftwerk pünktlich vor dem 10. September 2007 ans Netz gehen könne. Bis dahin muss das Kraftwerk am Netz sein, damit es von der auf Erdgas erhobenen Mineralölsteuer für fünf Jahre befreit wird. Außerdem muss das Kraftwerk mindestens einen Wirkungsgrad von 57,5 Prozent erreichen. Über diese Zahl gab es vor zwei Jahren einen erbitterten Streit zwischen Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und dem grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Clement wollte als angeblicher Kohle-Mann den Wirkungsgrad für die Steuerbefreiung möglichst hoch festlegen, um Kohlekraftwerke in NRW zu erhalten, Umweltminister Trittin und die rot-grüne NRW-Landesregierung setzten sich schließlich durch.
Das freut die regionalen Energieversorger. „Die um das Jahr 2000 rapide zusammengebrochenen Stromgroßhandelspreise ziehen seit Jahren wieder kontinuierlich an“, sagte Dieter Attig, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Kraftwerkes gestern. „Investitionen in die Eigenerzeugung“ seien für Stadtwerke nur konsequent, so Attig.
Der Abhängigkeit von den wenigen Gasversorgern in Deutschland versucht die Trianel-Gruppe in Zukunft durch den Bau eigener Gasspeicher zu entgehen. Diese könnten dann durch Gaskäufe am zukünftig freien Gasmarkt unabhängig gefüllt werden. Denn „auch die Gaspreise für Kraftwerke werden bald mächtig steigen“, sagt Aribert Peters.