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Shoppen nur für Dünne

Die Modekette Hollister eröffnet im Gröpelinger Einkaufcenter Waterfront eine Filiale. Dabei ist das Unternehmen bekannt für Sexismus und schlechte Arbeitsbedingungen

Von Florian Maier

Die Modemarke Hollister eröffnet im Herbst einen Laden im Gröpelinger Einkaufszentrum Waterfront. Sie steht, auch von Bremens Landesfrauenbeauftragter, in der Kritik, sexistische Werbung zu betreiben. Dennoch sagt die Managerin der Waterfront Kirsten Jackenkroll: „Das Konzept passt perfekt zu unserer Ausrichtung des Centers.“

Das Modeunternehmen Hollister und sein Mutterkonzern Abercrombie & Fitch machen regelmäßig negative Schlagzeilen. 2003 wurden sie wegen rassistischer Einstellungskriterien verklagt, 2009 wegen Diskriminierung von Menschen mit Behinderung.

Der ehemalige Chef der beiden Unternehmen Michael Jeffries brachte die Einstellung des Unternehmens 2006 so auf den Punkt: „Wir wollen unsere Sachen an gut aussehende, coole Leute verkaufen.“ Um „Dicke und Alte“ könnten sich ja andere Firmen kümmern. Deswegen werden viele Kleidungsstücke für Frauen höchstens bis Größe L angeboten, beginnen aber schon bei XXS. Große Größen wie XXL gibt es hingegen nur für durchtrainierte Männer. Das gilt auch heute noch.

Hollister macht hierzulande auch mit schlechten Arbeitsbedingungen Schlagzeilen. Mitarbeiter*innen wurden kameraüberwacht und müssen nach der Arbeit Leibesvisitationen über sich ergehen lassen. Zudem durfte das Personal nicht einmal alleine zur Toilette, sondern musste immer von Wachleuten gebracht und überwacht werden. Dagegen wurde im Jahr 2013 erfolgreich geklagt. Des Weiteren wurde die Gründung eines Betriebsrates stets behindert. Ver.di bezeichnet Hollister als „weitgehend betriebsratsfreie Zone“.

Später hatte Hollister nicht nur mit Kritik, sondern auch mit Umsatzeinbußen und schlechten Umfragewerten zu kämpfen – und Jeffries wurde entlassen.

All die Skandale und Diskriminierungen stören Kirsten Jackenkroll nicht. Sie verweist darauf, dass man als Vermieter*in lediglich „der neutrale Anbieter“ sei. Bei anderen Marken gebe es ja auch regelmäßig Skandale: „Lidl stand ja auch schon am Pranger. Viele Marken geben sich da die Klinke in die Hand“, sagt sie. „Ich halte mich da aus der Diskussion raus.“ Wie es mit einem Betriebsrat bei Hollister in Bremen aussehen werde, wisse sie leider nicht.

Sie spricht von Hollister als „bei allen bekannte und begehrte Marke, die auf einem klasse Niveau performt“. Die Umsatzeinbußen machen ihr keine Angst. Als „Best Performer“ könne man nicht ewig „Niveaus over the top“ halten, sagt sie.

„In der Werbung werden Rollenbilder geschaffen, die vermitteln, nicht in der Norm zu sein“

Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte

Auch dass die Produktpalette für Frauen nur bis Größe L geht, stört die Managerin nicht. „Die Marke legt die Größen anhand der Zielgruppe fest“. Das sei ganz normal. Menschen, die nicht in dieses Größenschema passen, könnten ja auch in anderen Läden einkaufen. Es gebe schließlich auch welche, die nur Übergrößen anböten.

Die Bremische Landesbeauftragte für Frauen, Bettina Wilhelm, sieht das allerdings kritisch: „Es findet bei jungen Menschen eine starke Körpernormierung über Mode statt.“ Dass große Kleidergrößen nicht vorhanden seien, unterstütze diese Normbildung. „Dadurch findet eine Stigmatisierung statt“, so Wilhelm. Das Schlimme sei zudem, dass „das Kriterien sind, die Ottonormalverbraucher nicht erfüllen können“. Die durchschnittliche Konfektionsgröße bei Frauen in Deutschland sei 42. Größere Kleidung findet man bei Hollister selten.

In der Werbung zur aktuellen Kampagne sieht man junge schlanke Frauen in Unterwäsche, die sich im Bett räkeln, sich schminken oder gut gelaunt Wäsche waschen. „Gerade in der Werbung werden oft Rollenbilder geschaffen, die jungen Menschen vermitteln, nicht in der Norm zu sein. Die Vermarktung solcher Bilder ist gefährlich“, sagt Bettina Wilhelm. „Solche Bilder machen etwas mit den Menschen. Leider ist das oft ein Anreiz für Magersucht, auch bei jungen Männern.“ Und die Zahlen dafür seien erschreckend: In Deutschland sollen insgesamt 700.000 junge Menschen magersüchtig sein.

Doch auch diese Rollenbilder scheinen in das Konzept der Waterfront zu passen. Kirsten Jackenkroll nennt die Marke „eine Bereicherung für Bremen“. Hollister sei sportlich, modisch, jung und modern. Die Kunden würden das so wollen.

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