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Große Menge von Ökostrom geht flöten

So viel wie die Leistung eines AKW: Wegen Netz-Engpässen müssen Windräder gedrosselt werden

Von Bernward Janzing

So häufig wie nie zuvor wurden Deutschlands Windkraftanlagen im Jahr 2017 wegen Netzengpässen abgeschaltet. Das geht aus dem Jahresbericht der Bundesnetzagentur hervor. 5,5 Milliarden Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Quellen konnten nicht erzeugt werden, weil die Energie nicht abtransportiert werden konnte – nach 3,7 Milliarden im Vorjahr.

Der Anstieg liegt nicht nur an dem weiteren Bau vom Windkraftanlagen, sondern auch an den guten Windverhältnissen. 59 Prozent der verlorenen Menge betraf Schleswig-Holstein, 20 Prozent Niedersachsen, der Rest überwiegend die östlichen Bundesländer. Vor allem die Windkraft an Land musste oft gedrosselt werden; auf sie entfielen 81 Prozent der nicht erzeugten Kilowattstunden. Die Windkraft auf See stand für 15 Prozent der abgeregelten Summe. 3 Prozent der Abschaltverluste entfielen auf Solar, der Rest auf sonstige Quellen.

Die Anlagenbetreiber bekommen die nicht erzeugten Mengen gleichwohl vergütet. 610 Millionen Euro wurden dafür fällig, nach 373 Millionen im Vorjahr. Die Kosten müssen über die Netzentgelte die Verbraucher bezahlen. Die durch Einspeisemanagement – so die offizielle Bezeichnung – verlorene Menge von Ökostrom entsprach 2017 zufällig jener Menge, die das Atomkraftwerk Brokdorf im gleichen Zeitraum erzeugte. Das bedeutet zwar nicht, dass beim Abschalten des Reaktors keine Windkraftanlagen mehr gedrosselt werden müssten. Aber es müsste seltener geschehen, denn speziell Brokdorf liegt in einem häufig stark überlasteten Netzgebiet. Die Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt hatte im vergangenen Jahr eine Kampagne gestartet mit dem Ziel, die „Netzverstopfer“ (womit sie die Atommeiler Brokdorf und Lingen im Emsland meint) früher abzuschalten. Slogan: „Leitung frei für Erneuerbare“.

Brokdorf soll Ende 2021 abgeschaltet werden, Emsland ein Jahr später. Beim Atomausstieg in den Wirren nach Fukushima hatte die Bundesregierung die Abschaltreihenfolge weitgehend nach dem Alter der Blöcke festgelegt. Die Frage, ob die Kraftwerke in Netzregionen stehen, die gut mit Strom versorgt sind, hatte keine Rolle gespielt – was sich nun durch die vermehrte Abregelung von Windkraftanlagen rächt.

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