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Weg mit der Vorrunde!

Frankreich gegen Dänemark war ein Grottenkick. England gegen Belgienwird einer werden. Schuld daran istder Vorrundenmodus. Abschaffen!

Die „Schande von Gijon“: Bei der WM 1982 wedeln algerische Fans beim Spiel Deutschland gegen Österreich mit Geldscheinen Foto: Herbert Rudel/picture alliance

Von Johannes Kopp

Wer hat sich auf dieses Spiel in der Vorrunde nicht gefreut? England gegen Belgien, das klingt nach großem Fußball. Nach Esprit, Tempo und hoher Kunst. Daraus wird aber nichts. Zu erwarten ist heute Abend eine Totalverweigerung. Schlimmstes Ballgeschiebe und das zähe Warten auf den Schlusspfiff. Denn beide Teams sind unabhängig vom Ergebnis der Partie bereits fürs Achtelfinale dieser Weltmeisterschaft qualifiziert.

Gut möglich, dass auf den Verlierer der Begegnung gar der einfachere Gegner in der nächsten Runde wartet. In Gruppe H, die hierfür von Interesse ist, könnte Japan aufgrund der leichteren Aufgabe Gruppenerster vor den eigentlich stärkeren Teams aus Kolumbien und dem Senegal werden. Verlieren ist also möglicherweise am besten. Keine gute Voraussetzung für ein packendes Fußballspiel. Höchste Zeit also, den Modus der WM grundlegend zu überdenken.

Denn Ähnliches spielte sich schon am Dienstag in Moskau ab. Im ausverkauften Luschniki-Stadion fühlten sich die Zuschauer bereits verschaukelt, als Frankreich und Dänemark beim 0:0 einen Nichtangriffspakt schlossen, der beide in diesem Turnier weiterbrachte.

Die Mehrzahl der 78.000 Menschen machte ihrem Ärger mit einem gellenden Pfeifkonzert Luft. Arglos erklärte hinterher Frankreichs Trainer Didier Deschamps: „Ein Punkt war für Dänemark gut und wir mussten nicht ins Risiko gehen. Dieses Unentschieden war für jeden gut.“ Was wäre nur los gewesen, wenn Australien im anderen Gruppenspiel sich nicht selbst aus dem Turnier genommen hätte? Mit einem Sieg gegen Peru hätten sie den Dänen noch gefährlich werden können. Die Partie wäre als „Schande von Moskau“ in die Geschichtsbücher eingegangen.

Da werden doch Erinnerungen wach, oder? Bei der WM 1982 wurde das Spiel Österreich gegen Deutschland als „Schande von Gijon“ zu einem stehenden Begriff für Betrug. Algerien war damals das leidtragende Team.

Wenn Belgien und England in Kaliningrad ihre Kräfte schonen werden, muss zwar kein anderes Team darunter leiden, aber die Fußballfans im Stadion und vor den Bildschirmen umso mehr.

Wer hätte nicht gerne ein Rückspiel zwischen Deutschland und Mexiko gesehen?

Der Modus für die auf 48 Teilnehmer dann erweiterte WM 2026 ist noch nicht endgültig festgelegt. Man plant derzeit mit 16 Vorrundengruppen. Es wäre besser, man würde noch für die Abschaffung der Vorrunde votieren. Schlechten Fußball kann man mit keinem Regelwerk der Welt verhindern. Den bekommt man auch in den K.-o.-Spielen zu sehen, wenn beide Teams das Risiko scheuen. Doch diese Begegnungen leben zumindest von dem Wissen, dass sich niemand vor einer Entscheidung drücken kann.

Das einzige Problem von einem Turnier, das von Beginn an auf Ausscheidungsspiele setzt, ist die mangelnde Teilhabe der kleinen Nationen. Wer mag schon aus Peru nach Russland reisen, wenn nach einer Begegnung bereits Schluss ist. Doch auch hier gäbe es eine Kompromisslösung: Warum nicht wie in der Champions League einen Modus aus Hin- und Rückspiel schaffen? Das könnte zudem spannend sein. Wer hätte sich nicht gerne das Rückspiel zwischen Deutschland und Mexiko angesehen, um zu sehen, welche Lehren Jogi Löw aus dem Spiel gezogen hätte?

Und letztlich darf das Argument der Partizipation nicht dazu führen, dass man dafür den Fußball opfert. In Russland kann man nur hoffen, dass sich England und Belgien im späteren Turnierverlauf noch einmal begegnen und beide gewinnen wollen und müssen.

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