Große Stadt am Ende des Weltmeeres

Wikinger-Metropole Haithabu bald Welterbe?

Endlich! Endlich könnte es klappen mit der Anerkennung als Weltkulturerbe für Haithabu und das Danewerk. Vor 14 Jahren beschloss der schleswig-holsteinische Landtag, dass die Stadt aus der Wikingerzeit und die angrenzenden Wallanlagen diese Ehre so was von verdient hätten. Seither gab es immer neue Vorstöße, und nie sah es so hoffnungsvoll aus wie jetzt gerade.

Wenn sich das Komitee bei seiner am Sonntag beginnenden Jahressitzung positiv entscheidet, würde Haithabu in einer Reihe mit Menschheitsattraktionen wie der Akropolis, Notre Dame und der Großen Mauer stehen. Okay, der Vergleich ist gemein. Ein „Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft“ soll ein Weltkulturerbe sein – Pustekuchen.

Flache Wiesen, auf denen Kühe weiden, führen zum Ufer des Haddebyer Noores, eines Seitenarmes der Schlei, die selbst ein Seitenarm der Ostsee ist. Im Zentrum stehen Hütten, die Nachbauten von Wikinger-Langhäusern. Im Sommer sind als Handwerker oder Bäuerinnen verkleidete Museumsangestellte unterwegs und zeigen Besuchergruppen, wie früher geschmiedet oder gesät wurde. Und das Wallsystem? Wenig spektakulär. Selbst die Thyraburg, benannt nach der Königin Thyra Danebod, der Mutter von Harald Blauzahn, ist bloß eine mit Bäumen und Gras bewachsene Wiese.

Aber in den Augen der Zeitgenossen wirkte das ganz anders: „Haithabu ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres“, zitiert die Homepage des Archäologischen Landesmuseums den arabischen Chronisten Ibrahim ibn Ahmed At-Tartûschi, der um 965 ins Wikingerland reiste. Vom neunten bis elften Jahrhundert war der Ort am Noor eine wichtige Handelsmetropole, die mit bis zu 2.000 EinwohnerInnen geradezu Großstadtcharakter besaß.

„Danewerk und Haithabu verkörpern die Austragung von Konflikten und die Kommunikation von Macht im Südskandinavien des ersten und frühen zweiten Jahrtausends nach Christus“, so beschreibt es der Verein Danewerk-Haithabu, dem Museen, Ämter und anliegende Gemeinden angehören. Anders gesagt: Hier traf sich die damalige Welt, mal friedlich mit Waren, mal gerüstet mit Waffen.

Um die grenzüberschreitende Bedeutung zu zeigen, hatten 2008 Island, Dänemark, Lettland, Norwegen und Deutschland einen gemeinsamen Antrag gestellt, ihre wikingerzeitlichen Bauten als Weltkulturerbe anzuerkennen. Die Unesco lehnte ab. Im neuen Antrag, der es nun in die letzte Runde geschafft hat, geht es nur um Haithabu und das Danewerk. Frei nach dem Wikinger-Klischee: allein am stärksten. Esther Geißlinger