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Trauer am ersten Fanmeilen-Tag

Am Brandenburger Tor erlebten am ersten Öffnungstag der Fanmeile Tausende die deutsche Niederlage gegen Mexiko

Enttäuschte Deutschland-Fans auf der Fanmeile am Sonntag Foto: Björn Kietzmann

Mehr als zehntausend Fußballanhänger erlebten am Sonntagabend am Brandenburger Tor, wie Mexiko den Weltmeister mit 1:0 besiegte. Viele waren zum ersten Öffnungstag der Fanmeile und dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft in weißen Nationaltrikots oder mit schwarz-rot-goldenen Fahnen erschienen. Nur zwei kleinere Mexiko-Fans tanzten, schwenkten Fahnen und Sombreros und jubelten.

Bei schönstem Sommerwetter hatten sich schon am frühen Nachmittag Tausende Besucher auf der gesperrten Straße des 17. Juni in Sichtweite des Reichstagsgebäudes versammelt. Übertragen wurde das Spiel auf einem sehr großen Bildschirm direkt vor dem Brandenburger Tor und sechs weiteren Bildschirmen auf der mehr als einen Kilometer langen Feiermeile.

Bei der Fan-Ausrüstung in Schwarz-Rot-Gold gab es kaum Grenzen. Mützen, Perücken, Schleifen, Federn, Haare, Blumenketten, Armbänder und sogar ein Gipsarm in den deutschen Farben waren zu sehen. „Wo, bitte, geht’s denn hier zum fünften Stern?“ stand in Anspielung auf die bisherigen vier WM-Titel auf vielen T-Shirts.

Vor Spielbeginn hatten die Fans die Aufstellung bejubelt, „Deutschland, Deutschland“ skandiert und gerufen: „So sehen Sieger aus!“ Die deutsche Nationalhymne sangen viele Besucher mit. Während der mexikanischen Hymne gab es einige Pfiffe und Buhrufe.

Beim Einlass auf Deutschlands größter Fanmeile waren die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz gegen Terroranschläge und Amokläufe in diesem Jahr umfangreicher denn je. Die Polizei war mit 570 Leuten im Einsatz und wurde dabei von 500 Wachleuten der Veranstalter unterstützt. „Es ist alles ruhig geblieben“, sagte eine Sprecherin nach dem Spiel. Größere Taschen, Rucksäcke, Koffer, Glasflaschen, Feuerwerk, Waffen und Alkohol dürfen nicht mitgebracht werden. Kleinere Umhängetaschen waren erlaubt, wurden aber am Eingang durchsucht. Die Zufahrtsstraßen waren mit Polizeiwagen und Pollern weiträumig abgesperrt.

Ein Falafel-Sandwich für 6 Euro und ein 0,4‑Liter-Weizenbier für 5 Euro fanden viele zu teuer

Eine kleine Attraktion für die Fußballfreunde war am Rande der Feierstrecke direkt neben dem Sowjetischen Ehrenmal aufgebaut: das Original-Fußballtor aus dem WM-Endspiel 2014 in Brasilien. Mario Götze hatte gegen Argentinien den Ball zum 1:0 Sieg darin versenkt. Nun konnten die Fans mit Bällen auf einen aufgehängten Reifen im Tor schießen. Die meisten Schützen waren genauso wenig erfolgreich wie ihre Vorbilder am gleichen Abend in Russland. Nach der Weltmeisterschaft soll das Tor für einen guten Zweck versteigert werden.

Unzufrieden zeigten sich hungrige und durstige Fans wegen der Preise im Feierbereich. Ein Falafel-Sandwich für 6 Euro und ein 0,4-Liter-Weizenbier für5 Euro fanden viele nicht gerade günstig. Auch deswegen ist in Berlin Fußballgucken auf dem Bürgersteig vor den Spätis, den Spätverkaufsläden, so beliebt: Bildschirm auf einem Tisch, Bank davor, Flaschenbier für 1 Euro. (dpa)

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