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Mittagspause mit Ente

Immer mehr Berliner Unternehmen haben Firmengärten. Mitarbeiter*innen können dort arbeiten oder Pause machen. Ein Wettbewerb prämiert die besten

Tee mit frisch gepflückter Pfefferminze gibt es jetzt öfter. Das Kraut hat sich im Dachgarten direkt an der Spree breit gemacht. Auf der einst grauen Betonfläche der diffferent GmbH in Kreuzberg sprießen auch Salat, Salbei, Bohnen und Lavendel. Zwischen Pflanzkisten brütet derzeit sogar eine Ente. „Hier arbeitet man gern“, schwärmt Kommunikationsmanagerin Johanna Brücker. „Ich konnte es gar nicht glauben, dass sich eine Firma das leistet.“

Gerade sucht sich Kollegin Franziska Landgraf mit ihrem Laptop einen Platz in dem 120-Quadratmeter-Idyll mit Blick aufs Wasser und die Oberbaumbrücke. „Das ist hier oben nicht so stressig.“ Auch zum Feierabendbier finden sich Mitarbeiter der Strategieagentur ein, es gibt Grillfeste und Treffen mit Kunden.

Attraktive Firmengelände und ein grünes Arbeitsumfeld seien ein ökologischer Beitrag in der wachsenden Stadt, der sich für Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen rechne, sagt Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Sie hat die Schirmherrschaft zu dem Wettbewerb Firmengärten Berlin 2018 übernommen. Dieser sei ein Ideengeber für noch mehr urbanes Grün, das zu guter Lebensqualität in der Stadt beitrage. Berlin zählt bereits zu den grünsten Metropolen weltweit – 44 Prozent sind Grün-, Frei- oder Wasserfläche.

Kosten sind überschaubar

Prämiert werden Plätze, „die typisch für Berlin sind – urban, vielfältig, sozial“. Bis Ende Juni können sich Unternehmen mit Wohlfühl-Oasen für die Belegschaft bewerben. Die diffferent GmbH gehörte 2017 zu den Preisträgern.

Wie viele Firmen in der Hauptstadt für und mit Beschäftigten Gärten angelegt haben, weiß indes niemand. Von Dutzenden ist bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) die Rede, die zu den Unterstützern des Wettbewerbs gehört.

Firmen wie Märkisches Landbrot GmbH, Vattenfall, der Medienkonzern Springer, die Bayer Pharma AG und die Berliner Stadtreinigungsbetriebe haben bereits grüne Plätze eingerichtet. Solche Gärten förderten die Gesunderhaltung der Beschäftigten und verbesserten auch das Unternehmensimage, erläutert IHK-Sprecherin Claudia Engfeld.

Die Stiftung Grüne Stadt hat den Wettbewerb angeregt und das Konzept dafür entwickelt, das sie bundesweit interessierten Kommunen zur Verfügung stellt.

Landschaftsarchitekt Philipp Sattler, der schon im Vorjahr ehrenamtlich in der Berliner Jury saß, sieht eine Verbesserung des Klimas im doppelten Sinn – für die immer mehr verdichtete Stadt sowie für die Firmen. Er freut sich, dass vielerorts Mitarbeiter ihr Grün selbst pflegten oder mit angelegt haben. Die Kosten für Bau und Unterhalt seien meist überschaubar. Jutta Schütz/dpa

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