: Mimikry mit Würsten
Kakao, Kekse und Früchte statt Zunge, Blut und Fett: Wie man Süßspeisen zu einer unfassbar fleischigen Stofflichkeit verhilft
Schwebfliegen sind harmlose Gesellen. Weil sie so in der Natur nicht weit kommen, haben sie sich ein schwarz-gelbes Gewand angezogen. Als Bienen und Wespen verkleidet halten sie sich Feinde vom Leib.
Mimikry nennt sich dieses Prinzip, das es auch im kulinarischen Bereich gibt. Dort schreckt es Fressfeinde (die Menschen) zwar nicht vom Verzehr ab, verwirrt sie aber – etwa, wenn ein Krapfen mit Senf gefüllt ist. Haha. Lustig.
Den umgekehrten Weg, von salzig zu süß, geht die „Salame di cioccolata“, eine italienische Dessertspezialität. Sie imitiert die Wurst mit Kakao und Keksstücken. Und sie war das Vorbild für die Kreationen von Steffi Loos.
Aus Schokolade und Marshmallows, Nüssen und Trockenfrüchten, Butter, Zucker und Nutella schuf sie Salami, Mortadella, Zungenwurst und eine Chorizo, die sogar vegan ist. Es sind Meisterwerke der Mampfmimikry, vor allem die Texturen verleihen Loos’Süßigkeiten eine unfassbar fleischige Stofflichkeit.
„Gesetze sind wie Würste, man will nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden.“ Für diese Würste gilt das nicht. Michael Brake
1 Die Zutaten: 2 Tassen Mini-Marshmallows; ein paar weiße Marshmallows extra; 100 Gramm weiße Schokolade; eine Handvoll geschälte Pistazien; ein paar Tropfen rote Lebensmittelfarbe.
2 Die Mini-Marshmallows im Wasserbad erhitzen. Sie brauchen einige Zeit zum Schmelzen, also geduldig bleiben und hin und wieder umrühren. Wenn die Marshmallows fast geschmolzen sind, die Lebensmittelfarbe unterrühren, bis eine schweinchenrosafarbene Masse entsteht.
3 Den Herd ausmachen, die weiße Schokolade zugeben und mit der Restwärme bei stetigem Rühren zum Schmelzen bringen, bis sich alles verbunden hat.
4 Der „Teig“ sollte warm genug sein, um ihn zu formen, aber kalt genug, um ihn anzufassen. Die Hälfte davon auf Backpapier als ein Zentimeter dicken Fladen ausbreiten. Die Pistazien und die weißen Marshmallows darauf verteilen, danach mit der zweiten Hälfte der Masse abdecken. Das muss nicht perfekt aussehen, es geht nur darum, die Zutaten gleichmäßig in der Wurst zu verteilen.
5 Aus dem Teig einen zylinderförmigen Klumpen formen und diesen eng in Backpapier (notfalls geht auch Frischhaltefolie) einschlagen und noch ein wenig in Form bringen, damit die Wurstscheiben auch schön rund werden.
6 An den Enden der Wurst das Backpapier wie bei einem Knallbonbon zwirbeln und mit einem Gummiband fixieren. Dann die Wurst im Kühlschrank für ein paar Stunden abkühlen lassen – fertig!
Alle Wurstrezepte mit vielen Bildern hat Steffi Loos auf der Community-Webseite Instructables veröffentlicht: www.tinyurl.com/zuckerwurst
Empfohlener externer Inhalt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen