Neue Mailadressen mit .berlin-Endung: Digitale Faultiere wie wir

Künftig können alle BerlinerInnen eine Mailadresse mit .berlin-Endung kaufen. Eine Idee, die man leider nicht braucht.

Nach dem @-Zeichen geht's weiter, aber wie? Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa/picture alliance

Mit E-Mailadressen ist es so ähnlich wie mit Telefonnummern und den drei bis fünf Passwörtern für die drei bis fünf Onlineshops, in denen man so unterwegs ist: Man wechselt nur äußerst ungern, denn dann muss man sich ja erst wieder mühsam neue Buchstaben und Zahlenkombinationen ins Hirn stopfen. Die Firma dotBerlin hofft trotzdem, dass ganz viele BerlinerInnen haben wollen, was sie nun feilbieten: Mailadressen mit .berlin-Endung.

Künftig können sich alle, die hier in der Stadt mit einem Wohnsitz gemeldet sind – eine Firmensprecherin beteuert, man prüfe das nach –, mittels eines digitalen Postfachs zu dieser Stadt bekennen. Es gibt eine Gratis-Variante, die auf @mail.berlin endet. Für 3,99 Euro im Monat darf man sich eine andere Endung wie @vip.berlin aussuchen. Und für 5,99 Euro im Monat kriegt man fünf Mailadressen gleichzeitig. Ist das nicht toll?

Nun wage ich, als potenzielle Zielgruppe von dotBerlin, zu behaupten: Das ist mal wirklich eine Idee, auf die das Internet nicht gewartet hat. Und zwar, weil es offenbar sehr viele Leute gibt, die genauso digitale Faultiere sind wie ich. Wir pfeifen auf „digitale Alleinstellungsmerkmale“ (O-Ton dot.Berlin), weil: siehe oben. Man muss sich ja sonst schon viel zu viel merken.

DotBerlin weiß das eigentlich. Zur Erinnerung: Das ist die Firma, die sich zehn Jahre lang dafür eingesetzt hatte, dass Domains nicht unbedingt auf .de, .com oder .org enden müssen. Ab 2011 gab die ICANN, eine Art Internetbehörde in den USA, die das Geschäft mit den Domainendungen koordiniert, tatsächlich nach und nach den Markt frei, zum Beispiel für Städtenamen. Seit 2013 gibt es .berlin.

„Zäher Aufwärtstrend“

Aber leider kann es auch coolen Ideen passieren, dass man sie nicht unbedingt braucht. Auf ihrer Homepage wirbt die Firma mit ein paar prominenten Beispielen, viel mehr gibt es allerdings auch nicht: Hinter palast.berlin steckt der Auftritt des Friedrichstadtpalasts, das Naturkundemuseum hat auch eine .berlin-Domain. Gut, der Müggelturm steht auch in .berlin.

Insgesamt 56.000 .berlin-Endungen sind laut dotBerlin derzeit im Internet unterwegs, Tendenz: „ein zäher Aufwärtstrend“, sagt die Sprecherin. Mit anderen Worten: So richtig gefunzt hat die Idee nicht.

Nun habe man immer öfter die Rückmeldung erhalten, dass die Idee mit der .berlin-Endung ja eigentlich ganz nett sei, sagt die Firmensprecherin. „Aber nicht jeder braucht eben eine eigene Homepage.“ Deshalb jetzt die Idee mit den Mailadressen, die hat schließlich jeder. Genau.

Und weil Mails an mich auch weiterhin ankommen sollen, belasse ich es bei meiner alten Adresse und hoffe, dass mein Adressbuch ähnlich denkt.

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