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Der Rosenpflanzer

Anfangs hat er nur Steiner-Holzspielzeug verkauft, inzwischen führt Hans-Georg Prinz einen großen Bioladen in Kappeln an der Schlei. Und zum Tag des offenen Gartens zeigt er seine 2.000 Rosen

Von Petra Schellen

Eigentlich ist Hans-Georg Prinz ja Betriebswirt. Und noch eigentlicher war er Musikmanager, damals, in den 1970er- und 1980er-Jahren im fernen Berlin. Das war, bevor er seine Frau kennenlernte, sie das erste Kind bekamen und irgendwann dachten: Eine Kindheit in der Großstadt, das geht nicht, wir müssen weg hier und schön aufs Land.

Warum es dann ausgerechnet Kappeln an der Schlei wurde, kann der heute 67-Jährige im Nachhinein auch nicht mehr sagen. Das Grundstück und der Hof seien günstig zu kaufen gewesen, und also hätten sie sich im Jahr 1981 erst mal als Selbstversorger versucht, „mit allen Tieren, die es so gibt, und mit Gemüseanbau“, sagt er.

Bald kamen weitere drei Kinder, und da sie kindgerecht betreut werden sollten, haben Prinz und seine Frau, Marina Demant, gemeinsam mit anderen jungen Eltern, die damals frisch nach Kappeln zogen, einen Waldorf-Kindergarten mitgegründet. Nicht weil sie übermäßig anthroposophisch-spirituell gewesen wären, „sondern weil wir Steiners künstlerische, an kindlichen Entwicklungsphasen orientierte Erziehungsprinzipien vernünftig fanden“, sagt Prinz.

Das hat übrigens gut gefruchtet; alle Kinder haben anthroposophisch inspirierte Berufe ergriffen: Fotograf und Künstler, Eurythmist, Waldorf-Erzieherin und Gartenbauer sind die vier geworden, alle in der Gegend geblieben; die Enkel besuchen Waldorf-Kindergärten.

Das mit der Selbstversorgung reichte dann irgendwann nicht mehr für die große Familie. „Wir merkten, dass wir noch anders Geld verdienen mussten“, erzählt Prinz. 1985 eröffnete das Paar seinen ersten Bioladen. Zuerst vor allem mit anthroposophischem Holzspielzeug à la Steiner. „Kappeln war ein echt konservatives Städtchen mit damals 6.000 Einwohnern, und die haben sich damals an den Kopf gefasst, dass einer sowas versucht. Kann nicht klappen, haben die gesagt, aussichtslos“, berichtet Prinz. „Aber ich habe daran geglaubt und das durchgezogen.“

Und auch wenn er sich über die Anfangsjahre, die Aufs und Abs seines Ladens nicht näher äußert, muss es irgendwann gefunkt haben. Nach und nach hat er Biowaren – vor allem Demeter-zertifizierte – dazugenommen, 1995 das noch heute bestehende 400 Quadratmeter große Ladenlokal angemietet.

Und die Kunden kommen; Kappelner, aber auch Touristen sind dabei. Grad an Christi Himmelfahrt haben in Kappeln – der Name erinnert an eine Kapelle des 14. Jahrhunderts – die jährlichen Heringstage begonnen, die noch bis zum 13. 5. dauern. Im Verlauf dieses Volksfests müssen Prominente das Gewicht des Tagesfangs am Heringszaun schätzen – des längsten in Europa. Der Zaun besteht aus in den Grund gerammten, miteinander verbundenen Pfählen und leitet die Heringe – einer Reuse gleich – in ein Netz am Ende des spitz zulaufenden Zauns. Heute macht man das nicht mehr so. Nur das Fest erinnert daran, dass Kappeln einst wichtiger Fischerei­standort war.

Im Juni können die Touristen dann wiederkommen und sich während der Schleswig-Holstein-weiten Aktion „Offener Garten“ am Rosengarten von Hans-Georg Prinz und Marina Demant erfreuen. Der besteht aus 1.600 bis 2.000 Rosen – genau hat sie keiner gezählt – mit 600 bis 700 verschiedenen Sorten.

Entstanden ist dieser Prachtgarten eher durch Zufall: Einer der Söhne musste die an Waldorf-Schulen übliche Jahresarbeit abliefern, ein selbst gewähltes Projekt. Da er Blumen liebte, legte er auf dem elterlichen Grundstück einen kreisförmigen Rosengarten von zehn Metern Durchmesser an. Der Garten gedieh prächtig – so sehr, dass die Eltern rundherum Tausende weiterer Rosen pflanzten. „Inzwischen haben wir einen der größten Rosengärten in Schleswig-Hostein“, sagt Prinz. Er wundere sich immer noch ein bisschen, wie das alles so kommen konnte. Aber Bio und heimische Rosen – das passt.

Prinz Biomarkt, Querstraße 2, Kappeln; www.prinz-kappeln.de

Hauptaktionstage Offener Garten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern: Sa/So, 16./17.6. www.offenergarten.de

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