Nach Vorwürfen gegen Trumps Leibarzt: „Candyman“ wird doch kein Minister

Ronny Jackson soll als Leibarzt im Weißen Haus fahrlässig Medikamente verschrieben haben. Er weist die Anschuldigungen aber zurück.

Ein Mann in dunklem Anzug lächelt

Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch, sagt Ronny Jackson

WASHINGTON ap | Der Wunschkandidat von US-Präsident Donald Trump für das Amt des Veteranenministers, Ronny Jackson, bewirbt sich nicht länger um die Position. Als Grund nannte Jackson am Donnerstag „falsche Anschuldigungen“ gegen seine Person, wie das Weiße Haus mitteilte. Gegen Jackson waren mehrere Vorwürfe wegen seines Verhaltens am Arbeitsplatz laut geworden.

Jackson erklärte der Stellungnahme des Weißen Hauses zufolge, er habe nicht mit „unbegründeten und anonymen Angriffen auf meinen Charakter und meine Integrität“ gerechnet. Trump sagte in der Fernsehshow „Fox & Friends“, Jackson sei ein „unglaublicher Mann“, der „einen fantastischen Betrieb“ leite. Es gebe keine Beweise für die Vorwürfe. Trump wollte nicht sagen, wen er nun für den Posten des Veteranenministers nominieren könnte.

Am Mittwoch war eine Zusammenstellung von Vorwürfen gegen Jackson bekannt geworden, die Mitarbeiter des demokratischen Senators Jon Tester in dem Ausschuss erstellt hatten, der sich mit der Nominierung Jacksons befasste. Die Zusammenstellung basierte auf Gesprächen mit 23 aktuellen und früheren Kollegen Jacksons. Darin war zu erfahren, dass der Arzt fahrlässig Medikamente verschrieben und betrunkenes Verhalten an den Tag gelegt habe. Unter anderem habe er im betrunkenen Zustand einen Unfall mit einem Regierungsfahrzeug verursacht. Jackson sei als „Candyman“ (etwa: Süßigkeitenmann) bekannt geworden, wegen der Art und Weise, wie er Medikamente verteilt habe.

Vor Reportern wies Jackson Anschuldigungen des Fehlverhaltens am Mittwoch zurück. Mit Blick auf den angeblichen Unfall mit einem Wagen sagte er: „Ich habe noch nie ein Auto zu Schrott gefahren. Ich habe keine Ahnung, woher das kommt.“

Selten da, wenn man ihn brauchte

Den Vorwürfen zufolge gab es mehrere Fälle, in denen Jackson während seiner Dienstzeiten betrunken gewesen sei, häufig bei Auslandsreisen. Mindestens einmal sei er nirgendwo zu finden gewesen, als seine medizinische Hilfe benötigt worden sei. Er sei „betrunken bewusstlos in seinem Hotelzimmer“ gewesen.

„Er behandelte die Leute über ihm sehr, sehr gut“, sagte Senator Tester der Nachrichtenagentur AP. „Er behandelte die Leute unter ihm sehr, sehr schlecht. Es ist nicht überraschend, dass die Leute über ihm denken, dass er einen richtig, richtig guten Job machte.“

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, sagte, Jackson habe „mindestens vier unabhängige Hintergrundüberprüfungen“ bestanden. Er sei mehr „als die meisten Nominierten“ untersucht worden.

Trump nominierte Jackson im vergangenen Monat für die Führung des Veteranenministeriums, nachdem er zuvor den von seinem Vorgänger Barack Obama eingestellten David Shulkin entlassen hatte. Jackson galt als überraschender Kandidat; er arbeitet seit 2006 als Leibarzt im Weißen Haus. Demokratische und republikanische Abgeordnete bezweifelten, dass er über die ausreichende Erfahrung verfügt, eine Behörde mit 360 000 Mitarbeitern zu führen, die neun Millionen Veteranen dienen soll. Das Veteranenministerium ist die zweitgrößte Behörde des US-Kabinetts.

Trotz seines Rückzugs seiner Nominierung sei Jackson am Donnerstag als Arzt des Weißen Hauses im Einsatz, sagte Sanders.

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