: Ungewohnte Harmonie
Der 1. FC Nürnberg steigt mit einem preiswerten, aber taktisch flexiblen Team in die erste Liga auf
Von Christoph Ruf
Kurz vor Mitternacht verabschiedeten sich die Nürnberger Spieler vom Rest der 10.000 Fans, die zusammen mit ihnen am Valznerweiher den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert hatten. Sechseinhalb Stunden zuvor hatten 9.000 mitgereiste Klub-Fans bereits das Sandhäuser Hardtwaldstadion in eine Partyzone verwandelt. Als mit dem Schlusspfiff der achte Aufstieg der Franken in die Bundesliga feststand, stürmten Tausende den Rasen und feierten mit den hüpfenden Spielern den 2:0-Sieg.
Zuvor hatten sich der Klub bei den abstiegsgefährdeten Sandhäusern keine Blöße gegeben und nach vorsichtigem Beginn die Tore durch Hanno Behrens (38.) und Tim Leibold (76.) erzielt. Da Kiel zeitgleich einen Punkt in Düsseldorf holte, reichte das sogar zum Sprung auf Platz eins. „Vor fünf, sechs Spielen hätte ich noch nicht sagen können, dass wir das sicher schaffen“, sagte Verteidiger Georg Margreitter. „Das war heute ein perfektes Auswärtsspiel, auch wenn ich erst nach dem Schlusspfiff realisiert habe, dass wir tatsächlich aufgestiegen sind.“
Und das verdientermaßen, wie es in der Liga allerorten heißt. Düsseldorf, Nürnberg und der Drittplatzierte aus Kiel waren die besten Mannschaften der Liga. Klub-Trainer Michael Köllner ist es gelungen, eine Mannschaft zu formen, die auch fußballerisch zu gefallen weiß und ein aktives Kurzpass-Spiel bevorzugt. Dabei verlief auch diese Saison nicht ohne Rückschläge. Doch der Klub konnte die kleinen Schwächephasen ebenso auffangen wie die Negativstimmung nach dem verlorenen Heimspiel gegen Greuther Fürth Anfang März. Zudem gelang es ihm, den monatelangen verletzungsbedingten Ausfall des besten Torschützen Mikael Ishak (zwölf Saisontreffer) zu kompensieren. Köllner, Geschäftsführer Michael Meeske, Sportdirektor Andreas Bornemann und Aufsichtsratschef Thomas Grethlein arbeiteten geräuschlos und effizient zusammen. So viel Harmonie gab es beim Klub in der Vergangenheit nur selten.
Bornemann, der nach seiner Amtsübernahme im Herbst 2015 die Mannschaft gekonnt umgestaltete und zeitgleich die enorm hohen Kaderkosten senkte, lobte dann auch nach dem Schlusspfiff seinen Trainer.
Köllner sei ein „absolut besessener Fußballer, der einer Mannschaft in kurzer Zeit eine Spielidee vermitteln kann“. Das zeige, dass „Inhalt manchmal doch wichtiger ist als die Verpackung“. In die erste Liga will Bornemann die „hohe taktische Flexibilität und Geschlossenheit dieser Mannschaft mitnehmen“. Allerdings wisse im Verein auch jeder, wie es um die finanziellen Rahmenbedingungen stehe, so Bornemann. Nach wie vor plagen den Klub Verbindlichkeiten in Höhe von über 20 Millionen Euro, da tut es gut, dass die Fernsehgelder in der ersten Liga von 13 auf 30 Millionen Euro steigen werden. „Trotzdem werden wir uns gehörig strecken müssen.“
Am Sonntag kommt es nun zum Duell der beiden Aufsteiger gegen Fortuna Düsseldorf. Im seit Wochen ausverkauften Max-Morlock-Stadion soll dann Teil zwei der großen Feierlichkeiten starten. Denn nach den Big Points in Sandhausen will der Klub sich nun auch die Zweitliga-Meisterschaft sichern.
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